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Grasse und ihre Parfüms

Es gibt eine Überzeugungskraft des Duftes, die stärker ist als Worte, Augenschein, Gefühl und Wille. Die Überzeugungskraft des Duftes ist nicht abzuwehren, sie geht in uns hinein wie die Atemluft in die Lungen, sie erfüllt uns, füllt uns vollkommen aus, es gibt kein Mittel gegen sie.
Patrick Süskind. Das Parfum.

 

Grasse, Welthauptstadt des Parfüms

Stellen Sie sich Rosen-, Jasmin- und Veilchenfelder vor, so weit das Auge reicht! Ergreifende Farben, herrliches Licht. Schließen Sie nun die Augen und atmen Sie tief durch!

Dank ihres Klimas gedeihen in unserer Region zu jeder Jahreszeit Blumen, Bäume und Duftpflanzen, die uns mit ihren Aromen einhüllen. Veilchen und Mimosen im Winter, Rosen und Jasmin im Frühling, Lavendel im Sommer und noch viele weitere Pflanzen wie Salbei, Kiefer, Orange, Eisenkraut oder Thymian. Wir brauchen bei unserem Spaziergang nur ein wenig zu schnuppern, um all die Wohlgerüche um uns herum einzufangen.

 

Das fruchtbare Pays de Grasse im Departement Alpes-Maritimes mit seinem außergewöhnlichen Mikroklima und seinen günstigen geografischen und geschichtlichen Voraussetzungen hat sich zu einer Referenz in Sachen Duft entwickelt. Die Stadt Grasse wandte sich zunächst beim Gerben von Leder (das durch Parfümieren von seinem Geruch befreit werden musste) und dann durch die Herstellung parfümierter Handschuhe der Parfümerie zu. Da sie zahlreiche Vorzüge aufwies (große Pflanzenvielfalt, Öffnung zum Orient dank wichtiger Häfen wie Marseille, gesicherte Absatzmärkte), wurde sie Anfang des letzten Jahrhunderts zur Welthauptstadt des Parfüms. Auch heute noch ist Grasse sehr aktiv und bei der Suche nach natürlichen Rohstoffen für subtile Düfte immer ganz vorne mit dabei.

Herstellungsverfahren

Der Duftstoff kann auf verschiedene Weise aus den Blüten gewonnen werden:

  • Durch Destillation mit Destillieranlagen, wie sie auch bei der Alkoholherstellung verwendet werden, durch Enfleurage, bei der Blüten mit Fett erhitzt werden, das die Duftstoffe absorbiert und anschließend in Alkohol gelöst wird.
  • Durch Mazeration der Blüten in Lösungsmitteln, nach deren Verdampfen das Concrète zurückbleibt, eine Mischung aus Wachs und Duftstoff. Das aus dem Concrète gewonnene Absolue ist der letzte Schritt der Extraktion und entspricht 40 % seines Volumens.

Heutzutage werden revolutionäre Verfahren eingesetzt, um äußerst feine flüchtige Bestandteile einzufangen. Jedes Parfüm setzt sich aus beeindruckend vielen Elementen zusammen, die ihrerseits eine unendliche Vielfalt von Molekülen mit Geruchsbotschaften enthalten.

Parfümerien

Die namhaften Parfümeure der Côte d’Azur bieten auch Führungen an, bei denen Sie die verschiedenen Parfümherstellungsverfahren im Laufe der Zeit, die Duftöle der größten Parfümeure und eine wunderschöne Sammlung alter Flacons kennenlernen. Diese Parfümerien widmen sich der Herstellung von Rohstoffen (Parfümbestandteilen) und Lebensmittelaromen, während einige große Parfümerien wie Fragonard, Galimard oder Molinard die Tradition lebendig erhalten.

Eine Besichtigung dieser zauberhaften Orte ist eine Erfahrung, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Dabei werden uns die einzelnen Verfahren zur Extraktion der zarten Duftstoffe aus den Blüten genauer erläutert, und wir erfahren mehr über die sensationelle akribische Arbeit der „Nasen“, jener Männer und Frauen, die mit etwa 1500 Bestandteilen jonglieren und regelrechte Kunstwerke kreieren, die dann um die Welt gehen!

Die „Domaine des Fontaines Parfumées“

Im Herzen von Grasse gelegen, umfasst die „Domaine des Fontaines Parfumées“ nicht nur ein Gebäude mit terrakottafarbenen Mauern, das im Jahr 2012 aufgekauft und restauriert wurde, sondern auch einen Garten mit über 300 Blumenarten. In dem Landgut befinden sich heute die Labore der Meisterparfümeure von Louis Vuitton und Christian Dior.

Die Rotunde des Hauptgebäudes beherbergt einen mosaikverzierten Brunnen, aus dem duftendes Wasser fließt. An diesem Ort, der zu den ersten öffentlich zugänglichen Parfümerien zählte, konnten ausgewählte Kunden im Jahr 1920 ihre Flakons am Duftbrunnen auffüllen.

Kennen Sie die Legende der Duftbrunnen? Man warf Lavendelähren in den Bach der Quelle La Foux, der die Brunnen des Guts versorgte. Heraus kam Wasser mit zartem Lavendelduft, der die Legende von den natürlich duftenden Brunnen des Geländes bestätigte. Als Émile André Pélissier die Marke „Les Fontaines Parfumées“ einführte, verkaufte er zunächst das Wasser aus den Brunnen des Landguts an die Besucher der Fabrik.

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