Sonnenuntergang über dem Meer von den Stadtmauern von Antibes aus gesehenSonnenuntergang über dem Meer von der Stadtmauer in Antibes, Alpes-Maritimes
©Sonnenuntergang über dem Meer von der Stadtmauer in Antibes, Alpes-Maritimes|Ville Antibes-Juan les Pins

Die Côte d’Azur, Heimat der Inspiration von Guillaume Musso

Der an der Côte d’Azur geborene produktive Schriftsteller, dessen Romane Verkaufsrekorde in Frankreich und weltweit brechen, reichert seine Erzählungen mit Beschreibungen der mediterranen Städte und Landschaften an, in denen er aufwuchs. Eine kleine (beispielhafte) Auswahl.

Guillaume Musso

Der Mann aus Antibes, der mit seiner Feder die Welt eroberte

Seit 20 Jahren ist er der meistgelesene Autor in Frankreich. Seine Thriller und Mystery-Romane wurden mehrfach für das Kino oder für Serien verfilmt, in rund fünfzig Sprachen übersetzt und 35 Millionen Mal verkauft. Guillaume Musso ist ein echtes literarisches Phänomen! Bevor der Schriftsteller berühmt war, verbrachte er seine Jugend in Antibes, wo er 1974 geboren wurde. Seine Mutter leitete die Stadtbücherei, die er häufig besuchte. So begeisterte er sich schon sehr früh für das Lesen und Schreiben. Sein erster Roman Skidamarink (Verlag Anne Carrière dann Calmann-Levy) erschien 2001. Doch erst mit dem nächsten Roman Et Après… (Ein Engel im Winter) aus dem Jahr 2004 gelang ihm der Durchbruch. Die Handlungen mehrerer seiner Werke spielen an der Côte d’Azur, wo er zwar nicht mehr lebt, deren Dualität er aber weiterhin zu schätzen weiß: „In der Vorstellung der Leute stehen diese Mittelmeerlandschaften für Schönheit, Sonne und Berühmtheit. Doch kaum ändert sich das Wetter, entsteht eine viel düsterere Stimmung.“ (Interview mit France 3 Côte d’Azur).

Die Leriner Inseln

Tödlicher Schauplatz von Quelqu’un d’autre

In Quelqu’un d’autre (Verlag Calmann-Levy, 2024) wird die italienische Verlegerin und Erbin Oriana Di Pietro auf einer zwischen den Leriner Inseln vor Cannes treibenden Yacht schwer verletzt aufgefunden. Nach zehn Tagen im Koma stirbt sie. Musso gelingt eine treffende Beschreibung der Besonderheit dieses kleinen Paradieses an der Côte d’Azur: „Sie hatte zwischen den beiden größten Leriner Inseln, wo das Meer türkisfarben ist, den Anker geworfen. [… ] Von dieser erhöhten Position aus konnte sie die ganze Landschaft überblicken: den azurblauen Horizont, das Estérel-Massiv, die romantische Silhouette der Klosterfestung Saint-Honorat.“ Diese bewahrten Inseln an der Küste verlocken auf den ersten Blick. Sainte-Marguerite beherbergt Buchten, Kiefern- und Eukalyptuswälder und das Königliche Fort, in dem sich das Museum der Eisernen Maske und des Forts befindet. Dort können wir das ehemalige Staatsgefängnis und die Zelle besichtigen, in der der geheimnisvolle Häftling 11 Jahre lang lebte. Auf der Nachbarinsel Saint-Honorat befindet sich seit 410 ein Kloster, das eine Schlüsselrolle bei der Verbreitung des Christentums im Abendland spielte und sich seine spirituelle Identität bis heute bewahrt hat. Die Klosterfestung wird gegenwärtig von Zisterziensermönchen bewohnt.

Die Insel Beaumont oder Porquerolles

Kulisse für Ein Wort, um dich zu retten

Der angesehene Schriftsteller Nathan Fawles lebt abgeschieden von der Welt in seinem Haus an einer Klippe auf der Mittelmeerinsel Beaumont. Ein scheinbar paradiesischer Ort. Doch nur scheinbar: an einem Baum am Strand wird eine gekreuzigte Frauenleiche entdeckt. In La vie secrète des écrivains(Ein Wort, um dich zu retten. 2019) hinterfragt Musso den Schriftstellerberuf und denkt sich eine fiktive Insel aus, zu der ihn wahrscheinlich die Insel Porquerolles vor der Küste von Hyères inspirierte. Er schreibt: „Die fünfundvierzig Bootsminuten von der Küste des Departements Var entfernte Insel Beaumont hatte die Form einer Mondsichel. Ein etwa fünfzehn Kilometer langer und sechs Kilometer breiter Kreisbogen. Sie wurde immer als wilder unberührter Fleck beschrieben. Eine der Perlen des Mittelmeers, wo sich Felsbuchten mit türkisblauem Wasser, Kiefernwälder und Sandstrände abwechseln. Die ewige Côte d’Azur ohne Touristen, Verschmutzung und Beton. (…) Ein Stück Frankreich, das nicht ganz Frankreich war.“ Besser könnte man die größte der drei Inseln von Hyères, ein Eldorado zum Radfahren, Wandern und Baden, nicht beschreiben!

Antibes

Tragischer Schauplatz von Die junge Frau und die Nacht

Winter 1992 an der Côte d’Azur. Vinca Rockwell brennt im Vorbereitungsstudium mit ihrem Philosophielehrer durch. Niemand wird sie wiedersehen. Frühjahr 2017, selber Ort. Vincas ehemalige beste Freunde treffen sich wieder. Vor 25 Jahren begingen sie einen Mord, dessen Leiche nun entdeckt werden könnte. Mit La jeune fille et la nuit(Die junge Frau und die Nacht. 2018) kehrt Musso zu seinen Wurzeln zurück: die Handlung spielt in seiner Heimatstadt Antibes. Durch eine seiner Romanfiguren überbringt er der Stadt eine feurige Liebeserklärung: „Eine ganz besondere Stadt, die vom Flitter anderer Ecken der Küste verschont geblieben ist. Die Stadt des Jazz, der Amerikaner und der Lost Generation, die Stadt, die ich Vinca gezeigt hatte, die Stadt, die die meisten Künstler, die in meinem Leben eine Rolle gespielt haben, auf so außergewöhnliche Weise aufgenommen hatte. Maupassant hatte hier mit seinem Boot Le Bel Ami angelegt, Scott und Zelda Fitzgerald hatten nach dem Krieg im Hotel Belles Rives übernachtet und Picasso hatte sein Atelier im Château Grimaldi eingerichtet, ganz in der Nähe der Wohnung, in der Nicolas de Staël seine schönsten Bilder gemalt hatte …“ Mehrere Passagen von Die junge Frau und die Nacht spielen auf dem herrlichen Zöllnerpfad, der auch Sentier de Tirepoil genannt wird, einer Naturoase des Kaps von Antibes. „Vinca hatte diese Gegend schon immer geliebt, weil sie urwüchsig war und nicht dem überstrapazierten Sommerimage der Côte d’Azur entsprach. In der Sonne war man überwältigt vom weißen und ockerfarbenen Glanz der Kalkfelsen und von den unendlichen Blauvarianten im Wasser der kleinen Buchten.“

… Und Ausgangspunkt für schöne Abenteuer an der Küste

In Die junge Frau und die Nacht von Guillaume Musso kommt außerdem der ganze östliche Teil der Côte d’Azur zu Ehren. Die Abenteuer der Romanfiguren beschränken sich nicht allein auf Antibes. Gemeinsam erkunden sie auch Menton und das Hinterland: „Ich hatte ihr alle Orte der Region gezeigt, die mir gefielen – die Gärten von Menton, die Villa Kérylos, den Park der Maeght-Stiftung, die Gassen von Tourrettes-sur-Loup… [… ] Wir waren auf dem Klettersteig in La Colmiane herumgekraxelt, hatten Socca auf dem provenzalischen Markt von Antibes verschlungen und am Genueserturm am Strand von Les Ondes endlos debattiert.“

Nizza

Zwischenstopp in Die Unbekannte

Eines Dezemberabends in Paris wird eine junge Frau nackt aus der Seine gerettet. Sie scheint unter Gedächtnisverlust zu leiden. L’inconnue de la Seine (Die Unbekannte. 2021), eine atemlose Ermittlung vor dem Hintergrund eines Flugzeugabsturzes und des Dionysos-Kults, führt Ermittlerin Roxane Montchrestien auch an die Côte d’Azur: an das Kap von Antibes, dann zum Autobahnkreuz La Turbie in der Nähe von Menton und schließlich nach Nizza auf das Kommissariat: „Der Wagen parkte in der Rue de l’Hôtel-des-Postes vor einem großen ockerfarbenen Gebäude mit monumentaler Fassade. Sein Giebel, seine Symmetrie und seine Flachreliefs waren typisch für den neoklassizistischen Stil, den man von der Place Garibaldi bis zum Cours Saleya in der ganzen Stadt wiederfand.“

 

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