Concert Festival Jazz Des Cinq Continents Marseille CchillioConcert Festival Jazz Des Cinq Continents Marseille Cchillio
©Concert Festival Jazz Des Cinq Continents Marseille Cchillio|Chillio.C

Südfrankreich und Jazz

Eine lange Liebesgeschichte

Ende der 1940er Jahre entdeckten Jazzmusiker aus Amerika die Côte d’Azur und wurden dort zu Stammgästen. Von Juan-les-Pins über Ramatuelle und Marseille bis Nizza feiert der Süden jeden Sommer die Jazzmusik vor seinen schönsten Kulissen.

„Jazz à Juan“, das Vermächtnis von Bechet

Lebensfreude nach dem Krieg

Nach dem zweiten Weltkrieg kam amerikanische Kultur in Frankreich groß in Mode, da sich der Zeitgeist nach Unbeschwertheit sehnte. Ab 1949 traten die berühmtesten amerikanischen Jazzmusiker wie Sidney Bechet und Duke Ellington in Paris auf. Im Sommer zogen sie dann an die Côte d’Azur weiter: nach Juan-les-Pins. Die Stadt wurde für diese Musiker zur unumgänglichen Anlaufstelle in Frankreich. Wenn sie dort spielten, herrschte immer ausgelassene Stimmung. Es kam, wie es kommen musste: einer von ihnen – und zwar kein Geringerer als Sidney Bechet – verliebte sich in Antibes und Juan-les-Pins. Er heiratete dort 1951 im Beisein der gesamten damaligen Künstlerprominenz wie Mistinguett, Brigitte Bardot und Sacha Distel. Sein Song „Dans les rues d’Antibes“ erwies der Stadt eine wunderbare Reverenz. Nach seinem Tod 1960 wurde ihm zu Ehren das Jazzfestival von Antibes Juan-les-Pins „Jazz à Juan“ ins Leben gerufen. Seitdem sind die Côte d’Azur und Südfrankreich ein Land des Jazz!

Ella Fitzgerald - The Cricket Song - Live 1964
Ella Fitzgerald - The Cricket Song - Live 1964
Ella Fitzgerald - The Cricket Song - Live 1964

Die Pinède Gould, Lieblingsbühne der Jazzstars

Die 1960er und 1970er Jahre in Juan-les-Pins

Seit seiner Gründung empfing „Jazz à Juan“ mit schöner Regelmäßigkeit die größten Namen des Jazz: Duke Ellington, Ella Fitzgerald, Les McCann, Count Basie, Nina Simone, Milles Davis oder Ray Charles. Ray spielte 40 Jahre lang sehr oft auf diesem Festival! Jeden Sommer im Juli lockt das Event Jazzbegeisterte zehn Tage lang in die Pinède Gould ans Meer. Der Ort und die Fans bewahren die Erinnerung an all die legendären Momente. Wie an jenen Abend des 29. Juli 1964, als Ella Fitzgerald auf die Bühne trat. Die Zikaden waren in Hochform und sangen besonders laut. Sie beschloss, in ihren Gesang einzustimmen und improvisierte den berühmt gewordenen „Cricket Song“. Jahrzehntelang war es für afroamerikanische Musiker eine echte Auszeit, in Frankreich aufzutreten, da sie in den USA Opfer der Rassentrennung waren. Auch heute noch ist „Jazz à Juan“ ein internationales Jazzfestival der Côte d’Azur, dem es gelungen ist, sich auch anderen Musikstilen wie Rock, Soul, Funk und Pop zu öffnen.

Nice Jazz Festival

1971 kehrte Nizza zum Jazz zurück

Zu den Jazzfestivals der Côte d’Azur und Südfrankreichs gehört auch das Festival von Nizza – und zwar nicht erst seit gestern. Ein Jahr vor dem ersten „Jazz à Juan“ hatte Nizza 1948 das erste Jazzfestival der Welt organisiert. In jenem Jahr begeisterten keine Geringeren als Louis Armstrong und Django Reinhardt das Publikum von Nizza. Über 20 Jahre nach diesem Event besann sich die Hauptstadt der Riviera 1971 wieder auf diese großartige Geschichte und auf den Jazz zurück. Das Nice Jazz Festival im Théâtre de Verdure etablierte sich rasch als ein Open-Air-Festival, an dem im August kein Weg vorbeiführt. Wie „Jazz à Juan“ erweiterte auch das Nice Jazz Festival im Laufe der Jahre sein Programm und empfängt gegenwärtig berühmte Künstler:innen aus Frankreich und aus dem Ausland: Chuck Berry, Carlos Santana, Black Eyed Peas, Orelsan, Angèle, Ben Harper, Deep Purple …

Jazz in Ramatuelle

Kind des „Swing-Postboten“

Das mittlerweile symbolträchtige Festival in Ramatuelle entstand aus der Jazz-Leidenschaft des „Swing-Postboten“ Denis Antoine, der 1985 einen Jazz-Abend in den Olivengärten des Dorfs auf die Beine stellte. Die Veranstaltung hatte offensichtlich Erfolg, da bereits im Jahr darauf, unter anderem mit Beteiligung des Tenorsaxophonisten Guy Lafitte, das Jazzfestival von Ramatuelle ins Leben gerufen wurde. Seitdem hat das 4 Tage im Sommer stattfindende Event die berühmtesten Musiker empfangen wie Michel Petrucciani, Lionel Hampton, Abbey Lincoln und viele mehr. Die Hauptkonzerte finden in der fröhlichen Stimmung des Théâtre de Verdure am Fuße des Dorfs und das Off-Festival in der beschaulichen Naturkulisse der Gärten der Freilichtbühne statt.

Jazz des Cinq Continents

Auch Marseille hat ihr Festival!

Seit 2000 gehören auch Marseille und die Provence zum beliebten Club der Jazzstädte im Süden: ihr jeden Sommer Anfang Juli stattfindendes zehntägiges Festival „Jazz des Cinq Continents“ hat im Laufe der Jahre zunehmend an Bedeutung gewonnen. Auf dem Programm, das den Schwerpunkt auf die Vielfalt der Kulturen und der Völker, auf geteilte Erfahrungen und die lokale Jazzszene legt, standen bereits so hochkarätige Musiker wie Manu Katché und Kool and the Gang. Das Festival „Jazz des Cinq Continents“ bietet auch Gelegenheit, die legendären Ecken Marseilles unter einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Die Vieille Charité, die Friche und die Gärten des Palais Longchamp bieten einen vorzüglichen Rahmen für mitreißende Konzerte. Die Region Provence-Alpes-Côte d’Azur bleibt ihrer Geschichte treu und lädt Sie auch zu beschaulicheren, aber ebenso erfreulichen Festivals ein, wie dem Peillon Jazz Festival, dem Festival „Jazz à Porquerolles“ oder dem Saint Jazz Cap Ferrat.

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