Das Château d'If bei schönem Wetter vom Meer aus gesehenDas Château d'If auf dem Frioul-Archipel vor Marseille
©Das Château d'If auf dem Frioul-Archipel vor Marseille|DR

Route: Die historische Provence

Eine Reise durch die Zeiten

Vom Erbe des Jungpaläolithikums bis zum Gedenken des zweiten Weltkriegs, von den Spuren des römischen Reichs bis zu den Überbleibseln des Mittelalters – die Provence erweist sich als regelrechtes Konzentrat der Geschichte. Unternehmen Sie auf dieser Route eine Zeitreise mit dem Pass Intégral Explore.

SchaltungDauer7 Tage
Besuchte Orte :
Marseille
Saint-Chamas
Miramas-le-Vieux
Aubagne
Aix-en-Provence
La Ciotat
Cassis
Tag 1MarseilleVon der Vorgeschichte bis zur Römerzeit

Alles begann vor 40.000 Jahren im Jungpaläolithikum mit der Ankunft der ersten Homo Sapiens in Europa. Aus jener Zeit stammen die ersten Spuren in der Cosquer-Grotte in Cassis, einer der ältesten Zeugen europäischer Höhlenmalereien. Die Jahrtausende unter Wasser erhaltene Grotte wurde 1985 von Henri Cosquer wiederentdeckt. Diese Geschichte wird Ihnen in Marseille im Nachbau dieses unschätzbaren vorgeschichtlichen Kulturerbes gegenüber dem Mucem erzählt. Nach der Fahrt mit dem Aufzug, der eine Taucherglocke simuliert, nehmen Sie Platz in einem Erkundungsmodul und begeben sich auf eine unglaubliche Zeitreise. Diese findet ihre Fortsetzung im nahe gelegenen Stadtteil Le Panier. Um 600 v. Chr. verließen Griechen aus Kleinasien, der heutigen Türkei, ihre Heimat Phokaia und gründeten in der Lacydon-Bucht die Siedlung Marseille, genau dort, wo Sie sich jetzt befinden. Nach 5 Jahrhunderten griechischer Kultur wurde Marseille im 1. Jahrhundert v. Chr. von Cäsar erobert und damit römisch. Zwei Museen in der Nähe des Alten Hafens machen diesen Zeitraum wieder lebendig: Das Musée des Docks Romains ist ein großflächiges Hafenlager, in dem früher riesige Weinkrüge aus Ton aufbewahrt wurden, die die Seefahrermacht der Stadt widerspiegelten. Das Musée d’Histoire und sein Spurengarten zeichnen die 2600-jährige Geschichte Marseilles nach. Ein Besuch des 415 von Johannes Cassianus gegründeten Klosters Saint-Victor enthüllt uns die christliche Kunst des 4. und 5. Jahrhunderts. Das zu Beginn als Steinbruch und Nekropole verwendete Kloster befand sich weit außerhalb der Stadt. An manchen Stellen waren die Sarkophage bis zu 7 Ebenen hoch gelagert!

Tag 2MarseilleZurück in die Neuzeit

Wir schreiben das Jahr 1516. Franz I., seit einem Jahr König von Frankreich, beschloss den Bau des Château d’If auf einem Riff vor der Küste Marseilles. Mit dieser Festung sollte die Stadt mit ihrem damals größten Mittelmeerhafen zum Orient geschützt werden. Die Strategie ging auf, da der spanische König Karl V., Erzfeind des Königs von Frankreich, 1536 darauf verzichtete, Marseille vom Meer aus anzugreifen. Fahren Sie mit dem Shuttleboot auf die Frioul-Inseln, um die Geschichte des Château d’If zu ergründen. Es diente später als Gefängnis, in dem im ersten Weltkrieg Protestanten und deutsche Gefangene eingekerkert waren, und ist auch durch Der Graf von Monte-Cristo des erfolgreichen Romanschriftstellers Alexandre Dumas bekannt, der in der Festung das fiktive Gefängnis des Romanhelden Edmond Dantès ansiedelte. Rückkehr auf das Festland. Dort widmen wir uns einer entscheidenden Episode der Wirtschaftsgeschichte Marseilles, dem goldenen Zeitalter der Manufakturen und insbesondere der Seifensiedereien. Gegenwärtig stellen noch drei davon die echte Seife aus Marseille auf traditionelle Weise gemäß dem Erlass von Colbert her: Fer à cheval, La Corvette-Savonnerie du Midi (in der sich auch ein Museum befindet) und Le Sérail. Statten Sie ihnen einen Besuch ab, um die Geheimnisse der Seifenherstellung zu lüften. Der Tag klingt mit einem Besuch im Kunstmuseum Marseille aus. Dort sehen Sie unter anderem die Gemälde von Michel Serre, einem Augenzeugen der großen Pest von 1720, einer dramatischen Episode der Geschichte der Provence.

Zum Château d’If fahren: Schiffspendelverkehr
Zu Fer à cheval gehen: bei Canebière Bourse, Bus 32 Richtung Saint-Jérome IUT
Zu La Corvette gehen: Metro Gèze, Bus 30 Richtung La Savine.
Zu Le Sérail: Metro Malpassé, Bus 38 Richtung Metro Gèze

Tag 3Saint-Chamas und Miramas-le-VieuxTausendjähriger Stein

Dritter Tag, dritte Reise durch die historische Provence. Sie führt uns zunächst nach Saint-Chamas, ein reizendes Dorf in der bewahrten Landschaft des Etang de Berre. 20 Gehminuten vom Bahnhof entfernt spannt sich die zweibogige denkmalgeschützte Pont Flavien über die Touloubre. Die im 1. Jahrhundert v. Chr. zur Zeit von Kaiser Augustus erbaute Brücke ist ein prächtiges Zeugnis aus der Römerzeit. Im Zentrum von Saint-Chamas bewundern wir das Festungstor aus dem 15. Jahrhundert – das letzte Überbleibsel der einstigen Stadtmauer – und die Höhlenwohnungen am Hafen. Diese ehemaligen Grotten wurden im 17. Jahrhundert als Warenlager in den Felsen getrieben und sehr viel später zu Wohnungen umfunktioniert. Unsere letzte Station ist die 1868 erbaute Turmuhrbrücke, von der aus wir den schönsten Blick auf die Stadt genießen. Das Tourismusbüro hat einige Spaziergänge ausgearbeitet, die Sie beim Kennenlernen von Saint-Chamas anleiten. Das ganz in der Nähe gelegene ursprüngliche mittelalterliche Dorf Miramas-le-Vieux mit seinen von Steinhäusern gesäumten Gässchen und seinem Waschhaus bietet einen schönen Rundweg zum Thema Provence im Mittelalter an. Die im heutigen Friedhof angesiedelte Kapelle Saint-Julien ist eine Perle der romanischen Kunst und das älteste Bauwerk des Ortes. Sie wurde vermutlich Anfang des 12. Jahrhunderts auf dem Standort eines heidnischen Tempels errichtet. Sehenswert ist außerdem die Kirche Notre-Dame de Beauvezer im Zentrum des befestigten Dorfs. Sie wurde wahrscheinlich im 15. Jahrhundert erbaut und besaß angeblich Reliquien von Kaiser Konstantin und der Heiligen Helena. Das besondere Plus ist der fantastische Rundblick auf die Alpillen, den Mont Ventoux und den Etang de Berre.

Um nach Saint-Chamas von Marseille Saint-Charles aus zu gelangen: TER (Linie 7A)
Nach Miramas-Le-Vieux von Saint-Chamas aus: TER (Linie 7A).
Nach Miramas-le-Vieux: Am Bahnhof von Miramas nehmen Sie den Bus L6 (Libébus-Netz) in Richtung Salon-de-Provence oder den Bus 11 (Ulysses-Netz).

Tag 4AubagneDie 1900er-Jahre: die Provence von Marcel Pagnol

Wir schreiten weiter in der Zeit voran und besuchen die ewige historische Provence von Marcel Pagnol von Anfang des 20. Jahrhunderts. „Ich bin in der Stadt Aubagne geboren, unter dem von Ziegen gekrönten Garlaban, zur Zeit der letzten Ziegenhirten.“ So beginnt Der Ruhm meines Vaters, der erste Teil seines Romans Eine Kindheit in der Provence. Wir schlagen Ihnen vor, sein Geburtshaus im Zentrum von Aubagne zu besichtigen. Dort wurde die Wohnung der Familie Pagnol mit ihren Möbeln und Gegenständen aus der damaligen Zeit vollständig nachgebildet. Wenige Gehminuten davon entfernt befindet sich das Museum Le Petit monde de Marcel Pagnol, in dem mit 200 Tonfiguren die „kleine Welt“ des Schriftstellers illustriert wird. Den restlichen Tag gehen wir eher sportlich an, mit einer 9 km langen mittelschweren Rundwanderung entlang der Orte, die das Werk von Marcel Pagnol und insbesondere seine Kindheit in der Provence geprägt haben. Der Weg beginnt an der Font de Mai und führt uns zu den Ruinen des Bauernhauses von Angèle am Fuße der Barres de Saint-Esprit. Dann durchqueren Sie das Vallon de Passe-Temps bis zur Bastide Neuve und gehen den Chemin des Bellons hinunter nach La Treille. Dort befinden sich die Fontaine de Manon, das Restaurant Le Cigalon und der Friedhof mit dem Grab von Marcel Pagnol.

Um von Miramas nach Aubagne zu gelangen: TER (Linie 7A) bis Marseille Saint-Charles, dann ein weiterer TER (Linie 01) bis Aubagne.
Nach Font de Mai fahren: Am Bahnhof von Aubagne den Bus (Netz Les lignes de l’agglo Linie 14) in Richtung Eoures nehmen (sonntags fährt kein Bus).
Von La treille zurück zum Bahnhof Aubagne: Nehmen Sie den Bus (Netz Les lignes de l’agglo Linie 10) in Richtung Gare d’Aubagne (sonntags kein Bus).

Tag 5Aix-en-ProvenceVom 17. Jahrhundert bis zum zweiten Weltkrieg

An diesem fünften Vormittag Ihrer Reise durch die Zeiten in der Provence werden Sie in die moderne Geschichte von Aix-en-Provence versetzt. Beginnen Sie mit einem Bummel im lebhaften Stadtzentrum des Cours Mirabeau, der im 17. Jahrhundert auf der ehemaligen Stadtmauer angelegt wurde. Bereits damals verkörperte Aix-en-Provence, die Hauptstadt der Grafen der Provence und Stadt des „Guten Königs René“, der Kunst und Literatur zu Glanz verhalf, die feine provenzalische Lebensart. Der um seinen Ruf besorgte Adel von Aix-en-Provence, der bestrebt war, seinen Rang zu behaupten, ließ in der Stadt Dutzende Stadtpalais errichten. 200 klassische oder barocke Häuser sind heute noch erhalten. Nach dem Stadtteil Mazarin und dem prunkvollen, 1715 erbauten Hôtel de Caumont, das heute als Kunstzentrum dient, besichtigen wir die Kirche der Madeleine, den Place des Trois Ormeaux, die Kathedrale Saint-Sauveur und den Place d’Albertas. Der Nachmittag ist dem Besuch der Gedenkstätte Camp des Milles gewidmet. In dieser ehemaligen Ziegelei wurde im September 1939 zunächst ein Internierungslager für Flüchtlinge aus dem Dritten Reich eingerichtet, zu denen sich von 1940 bis 1942 die sogenannten „unerwünschten Personen“ gesellten. Im August und September 1942 wurde es schließlich als Deportationslager für Juden verwendet. Bei der Besichtigung der drei Teile Geschichte, Gedenken und Nachdenken können wir diese düstere Zeit eindrucksvoll nachvollziehen.

Um von Aubagne zum historischen Zentrum von Aix zu gelangen: TER (Linie 01) bis Marseille Saint-Charles, dann ein weiterer TER (Linie 12).
Zum Camp des Milles vom historischen Zentrum von Aubagne aus: Bus (Netz Aix-en-Bus) Linie 04

Tag 6La CiotatGeburtsstätte des Kinos und des Pétanque-Spiels und historische Werft

Wussten Sie schon? In La Ciotat wurde von Louis Lumière einer der ersten Filme der Kinogeschichte gedreht: „Ankunft eines Zugs im Bahnhof von La Ciotat“. Die erste Filmvorführung der Kinogeschichte mit Eintrittskarte fand 1899 ebenfalls in La Ciotat statt. Genauer gesagt im Eden Théâtre, dem ältesten Kino der Welt, in dem immer noch Filme gezeigt werden. Schauen Sie ganz einfach, was läuft, und nehmen Sie Platz! In La Ciotat wurde außerdem 1910 das Pétanque-Spiel erfunden. Gehen Sie zum Boulodrome Jules Lenoir und stellen Sie sich folgende Szene vor: Lenoir, ehemaliger Champion des Boule-Spiels mit drei Anlaufschritten, war vom Rheuma geplagt und konnte nicht mehr rennen oder springen. Also spielte er kurzerhand mit geschlossenen Füßen, auf Provenzalisch „pieds tanqués“ – und schon war „Pétanque“ geboren. Nutzen Sie die Gelegenheit zu einem kleinen Spielchen auf jenem Bouleplatz, auf dem alles begann. In der Stadt mit ihren vielen Facetten befindet sich auch eine Werft, die von 1849 bis 1989 zu den größten Werften Frankreichs gehörte. Mit dem Aufkommen neuer Materialien und Energie in Form von Stahl und Dampf zu Beginn des 19. Jahrhunderts erlebte die Werft einen beträchtlichen Aufschwung. Heute widmet sich La Ciotat Shypyards der Instandhaltung von Luxusyachten. Das Maison de la Construction Navale hält die Erinnerungen an dieses große Industrieabenteuer wach und bietet kostenlose Ausstellungen und Werftbesichtigungen an (diese müssen allerdings 1 Monat im Voraus reserviert werden!).

Von Aix nach La Ciotat: Bus L050 bis Marseille Saint-Charles, dann Metro 1 Richtung Castellane, dann Bus 79 (der Bus) bis zum Fremdenverkehrsamt von La Ciotat.

Tag 7CassisEinblick in Volkstraditionen und in die Geheimnisse der Buchten

Unsere Route durch die Geschichte der Provence findet im reizenden kleinen Hafen von Cassis am Nationalpark Calanques ihren krönenden Abschluss. 1861 erlag der Schriftsteller Frédéric Mistral dem Charme dieses Dorfes und schrieb dort sein berühmtes Epos „Calendal“, eine regelrechte Liebeserklärung an die Provence. In den 1920er Jahren war auch die britische Schriftstellerin Virginia Woolf von Cassis ganz angetan und beschrieb den Ort als „kleines Paradies“. Unsere erste Station ist das städtische Museum für Volkskunst und Volkstraditionen des Mittelmeers, das in einem ehemaligen Pfarrhaus aus dem 18. Jahrhundert untergebracht ist. In seinen Dauersammlungen finden wir zahlreiche archäologische Fundstücke aus Ausgrabungen in der Stadt, darunter Töpferwaren, Amphoren, Schmuck und Münzen von den Ligurern bis zum Mittelalter. Aus neuerer Vergangenheit zeigt das Museum ethnografische Gegenstände im Zusammenhang mit Volkstraditionen. Traditionelle provenzalische Trachten und Angelwerkzeuge illustrieren die damalige Lebensweise. Zweite Anlaufstelle ist der Bannofen, ein Holzbackofen, der den Bewohnern des Ortes vom Lehnsherrn gegen eine Abgabe zur Verfügung gestellt wurde. Der Bannofen von Cassis ist außerordentlich gut erhalten. Zum Abschluss erwartet uns ein Spaziergang in den zeitlosen Buchten.

Von La Ciotat nach Cassis fahren: Ciotabus (Linie 40 oder 10) bis zum Bahnhof La Ciotat-Ceyreste, dann TER (Linie 01)

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