Fondation Carmignac
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Kunstbeflissene Spaziergänge in den Parks und Gärten

Im Süden wird zeitgenössische Kunst nicht nur in den Museen ausgestellt, sondern auch draußen im freigiebigen Sonnenschein. In die grünen Oasen der Parks und Gärten eingebettete extravagante Kunstwerke überschreiten die Grenzen der Fantasie.

Carmignac-Stiftung

Wo Kunst mit der Natur verschmilzt

Der Park der Villa Carmignac wurde von Landschaftsarchitekt Louis Benech gestaltet, um die vielfältige üppige Natur des Nationalparks Port-Cros und Porquerolles zu veredeln. „Der Garten wurde als Nichtgarten konzipiert“, erläutert er. „Ein Ort der Natur, an dem wir uns bemühten, ein Gleichgewicht durch Subtraktion und Schutz statt durch Addition zu schaffen.“ Zistrosen, Hyères-Lavendel und Olivenbäume grenzen an exotische Pflanzen und seltene Arten wie Leinblättrigen Geißklee oder wilde Orchideen. In diesem üppigen Garten sind auch etwa fünfzehn Skulpturen zu sehen, die allesamt an die Gesinnung des Ortes angelehnt sind: die aus der ganzen Welt stammenden Künstler ließen sich von der Atmosphäre der Villa Carmignac inspirieren und schufen schlichte, nüchterne und zugleich kraftvolle Formen wie im Spiegelspiel „Path of Emotion“ des Dänen Jeppe Hein, das die Schönheit der Natur aus jedem Blickwinkel wiedergibt, oder bei den kurz vor dem Ausschlüpfen stehenden Riesenmarmoreiern „Das Gelege“ des Deutschen Nils-Udo. Ganz nach dem Vorbild der Natur in ihrer fortwährenden Wiedergeburt.

Cairn Centre d’Art

Heimat der Land Art

Im CAIRN Centre d’Art in Digne-les-Bains kommt Kunst in grenzenlosen Landschaften zum Ausdruck. Der Park Saint-Benoit rund um das Centre d’Art beherbergt das „Spaziermuseum“, das sich der Geologie und der Umwelt verschrieben hat und aus dem Wasserweg, dem Steinmännchenweg und dem Schmetterlingsweg besteht. Das Kunstzentrum CAIRN ist auch Mittelpunkt eines weitläufigen Reichs der Land Art, einer zeitgenössischen Kunstströmung, die zur Schaffung eines Kunstwerks in die Natur eingreift. So sind im UNESCO Geopark Haute-Provence in 21 Gemeinden des Pays Dignois die Werke von etwa dreißig Künstlern auf insgesamt 200.000 Hektar am Rand der Dörfer und entlang der Bergpfade verstreut. Eine künstlerische Reise durch Naturschönheiten, Geschichte und lokale Traditionen.

Château La Coste

Spaziergang Kunst und Architektur

Das Château La Coste in Le Puy-Sainte-Réparade ist eine Ode an die Verbindung der Kunst mit Reben und Wein. Dieses in Europa einzigartige Weingut beherbergt über 35 vor Ort geschaffene Kunstwerke. Beim Spaziergang über Hügel, durch Weinberge, Wald und Olivenhaine entdecken wir die Skulpturen und Bauwerke berühmter zeitgenössischer Künstler. Alle Künstler besuchten das Weingut, tauchten in seine zauberhafte, beinahe unwirkliche Atmosphäre ein und wählten dann die Standorte ihrer Werke selbst aus. Die imposante Spinne „Crouching Spider“ von Louise Bourgeois ist auf einer Wasserfläche installiert, von der sie reflektiert wird, sie fasziniert und schüchtert ein. Etwas weiter schwebt die große Stahlblase „Drop“ von Tom Shannon. Während wir das Weingut durchstreifen, betrachten wir die aus grenzenloser Fantasie entsprungenen Werke und Installationen von Alexander Calder, des japanischen Architekten Tadao Ando, von Richard Serra, den immensen Musikpavillon von Frank Owen Gehry, den Fasskeller von Jean Nouvel oder das Beichtstuhlgrab „Dead End“ von Sophie Calle, in das jeder Spaziergänger sein Geheimnis ablegen kann.

Garten der Villa Noailles

Exotik und Kubismus

Nach einer Besichtigung der Villa Noailles gönnen wir uns eine Verschnaufpause in den terrassenförmig angelegten Alleen des als „bemerkenswerter Garten“ ausgezeichneten angrenzenden Parks Saint-Bernard. Der am Hang der alten Burg liegende Garten der Villa Noailles wurde vom botanikbegeisterten Vicomte von Noailles entworfen. Er beherbergt exotische und mediterrane Pflanzen und bietet einen schönen Blick auf die Halbinsel von Hyères und auf das Meer. 1925 wurde dieser prächtige Garten durch den „kubistischen Garten“ oder „Dreiecksgarten“ von Gabriel Guevrekian ergänzt. Zu jener Zeit empfingen die Mäzene Charles und Marie-Laure de Noailles dort bei rauschenden Festen berühmte Persönlichkeiten der Kunstwelt wie Man Ray, Cocteau, Giacometti und Picasso.

Garten der Maeght-Stiftung

Kunst weit und breit

In der Fondation Maeght in Saint-Paul-de-Vence hat die moderne Kunst ihr Quartier auch im Freien aufgeschlagen. Bereits an der Begrenzungsmauer des Geländes fällt uns das lange, an Ritzzeichnungen erinnernde Mosaik von Pierre Tal-Coat ins Auge. Weitere Werke sind direkt an den Gebäuden angebracht, wie das Mosaik „Die Liebenden“ von Marc Chagall, die die Saint-Bernard-Kapelle zierenden Glasfenster von Georges Braque und Raoul Ubac und der Labyrinthgarten von Joan Miró mit seinen bunten geometrischen Formen. Der von Landschaftsarchitekt Henri Fisch entworfene grüne Skulpturengarten ist ein Spielplatz für das Auge und die Fantasie. Wir stoßen dort auf Werke wie „Springbrunnen“ von Pol Bury, dessen Gelenkarme sich fortwährend bewegen, oder das Monumental-Stabile „Die Stützen“ von Alexander Calder. Im Cour Giacometti stehen Skulpturen des Meisters, und im Innenhof entdecken wir das sehr poetische „Becken“ von Georges Braque.

Park der Venet Foundation

Kunst und Natur im Einklang

1989 erwarb Bernar Venet in Le Muy ein Haus mit einem ausgedehnten Park. Die seit 2014 für die Öffentlichkeit zugängliche Venet Foundation zeigt in einer unvergleichlichen Naturumgebung amerikanischen Minimalismus und Konzeptkunst seit den 60er Jahren. Hier verschmelzen die seit Jahrzehnten von Venet gesammelten Kunstwerke buchstäblich mit der Landschaft: „Something Green“ von Larry Bell, eine majestätische Glas-Installation, oder die „Stella-Kapelle“, ein offener Bau, der sich den Werken von Frank Stella widmet. Die riesigen Stahlstrukturen von Bernar Venet ergänzen dieses zeitgenössische Ensemble, das Traum, Kunst und Natur zusammenführt.

Park des Espace de l’Art Concret

Versteckspiel mit der Kunst

Der als Bindeglied zwischen Vergangenheit und Gegenwart angelegte Park des Espace de l’Art Concret in Mouans-Sartoux breitet sich rund um eine Burg aus dem 15. Jahrhundert und ein modernes grellgrünes Gebäude aus. Er ist mit zeitgenössischen Werken ausstaffiert und wurde vor kurzem neu gestaltet, um Lichtspiele zu erzeugen und die Besucher zum Spaziergang zwischen den einzelnen Bereichen wie der „Lichtung der Gärten“ und dem „Wald der Klarheiten“ einzuladen. Im Wald sind 25 Steinsockel aufgestellt. In jeden Stein ist ein Wort eingraviert, das auf eine Pflanze verweist, wie beispielsweise „Lamm“ (für das an seinen bläulichen Blüten erkennbare Keuschlamm, der umgangssprachliche Name des Mönchspfeffers), „Maul“, „Liebe“, „Stern“, „Kralle“, „Stock“, „Bart“ usw. Der Park des Espace de l’Art Concret bietet also nicht nur eine Hommage an die zeitgenössische Kunst, sondern auch eine Schnitzeljagd. Übrigens ist sogar ein Space Invader dort versteckt!

Migrationsgarten des Mucem

Das Mittelmeer aus Sicht der Pflanzen

Das Mucem im Zentrum von Marseille birgt einen mediterranen Garten in den Alleen des Forts Saint-Jean. Dieser frei zugängliche „Migrationsgarten“ spiegelt die Beschäftigung des Museums mit den Zivilisationen des Mittelmeerraums wider und enthält eine botanische Reise an der Mittelmeerküste. Die Blumen, Sträucher und Gewürzpflanzen des Gartens sind auf sechs Etappen verteilt: der „Myrtengarten“, eine poetische Hommage an die Alhambra von Granada, „Wildsalate“ über die zu Unrecht ungeliebten Unkräuter und der „Weg der Gewürzpflanzen und der mediterrane Gemüsegarten“. Im letzteren finden wir natürlich viele alte Bekannte wieder: Thymian, Salbei, Bohnenkraut, Tomaten, Zucchini, Paprika. Weiter geht es mit den „Hügelgärten“, einer Hymne an die Vegetation des Südens, und mit dem „Ethnobotanischen Rundgang der symbolträchtigen Pflanzen des Mittelmeers“, wo Geschichte auf Mythologie trifft. Letzte Station: die „Johanniskräuter“, die angeblich Verwünschungen abwehren sollen!

Garten des Nationalen Fernand-Léger-Museums

Mosaiken und Monumentalwerke

Der Garten des Musée national Fernand Léger in Biot ist eine regelrechte kleine Oase. Er wurde von Landschaftsarchitekt Henri Fisch entworfen, von dem auch die Gestaltung des Gartens der Maeght-Stiftung und der Außenbereiche des Picasso-Museums in Antibes stammt. Von seiner ausgedehnten, mit Zypressen und Olivenbäumen bewachsenen Hügelwiese am Rand eines Kiefernwäldchens bewundern wir aus verschiedenen Blickwinkeln die das Museum schmückenden Mosaiken: eine Monumentaldekoration zum Thema Sport (Ballspiel und Fahrrad), die Fertigstellung eines unvollendeten Projekts von Léger, das ursprünglich für das Stadion von Hannover bestimmt war, sowie Mauerstudien des Künstlers, die von Heidi Melano als Mosaik umgesetzt wurden, und zwei große Glasfenster aus Glasplatten. Der Park selbst beherbergt Monumentalwerke nach Projekten von Fernand Léger, darunter der Kinderspielplatz „Der Kindergarten“.

Garten der Blachère-Stiftung

Reise nach Afrika

Die Fondation Blachère in Apt ist das einzige Museum für zeitgenössische Kunst, das sich afrikanischen Künstlern widmet. Es ist von einem 700 Quadratmeter großen Garten umgeben, der zum Kunstzentrum, in die „Boutik“ mit afrikanischem Kunsthandwerk und in den Store Blachère Illumination führt. Seit Eröffnung der Stiftung im Jahr 2005 wurde dieser Garten im Laufe der Zeit mit zahlreichen Skulpturen zeitgenössischer afrikanischer Künstler ausgestattet. Die von Anfang an im Mittelpunkt des Gartens errichtete Skulptur „Stehender Krieger“ spiegelt die Gesinnung des Ortes wider. Der 2,60 Meter hohe imponierende Massai-Krieger ist gewissermaßen der Wächter der Stiftung. Er wurde vom senegalesischen Bildhauer Ousmane Sow gefertigt, einem ehemaligen Physiotherapeuten, dessen Werk sehr von der Anatomie geprägt ist. Im Garten finden wir auch Betonstahlwerke von Ndary Lo, darunter die „Große grüne Mauer“. Seine langgezogenen Figuren stehen im Kontrast zur Muskulatur des Kriegers von Sow und bilden ein sowohl eklektisches als auch harmonisches Ensemble. Neben der Terrasse des Gartens sind wiederum kleine serpentinenförmige Skulpturen der simbabwischen Künstlerin Colleen Mabamombe zu bewundern. Der Garten der Blachère-Stiftung beherbergt zahlreiche weitere Werke, die die Besucher eigenständig entdecken können. Manchmal braucht man nur etwas genauer hinzusehen …

Garten des Mac in Marseille

César, Dietman und Alberola unter freiem Himmel

Gegenüber dem Museum für Zeitgenössische Kunst (Mac) in Marseille stehen im Jardin de Bonneveine Skulpturen von Vorzeigekünstlern des Museums: der berühmte „Daumen“ von César, Werke des Schweden Erik Dietman, von Jean-Michel Alberola und von Fabrice Gygi. Die Skulpturen sind über einen Park verteilt, der in der Tat voller Überraschungen steckt. Kleine Täler in Form einer Agora und Hügel sind hier durch eine große Esplanade und geräumige, von üppigem Laub überragte Alleen voneinander getrennt, und ganz in der Nähe des Museums ist ein Petanque-Platz angelegt, wie es sich für die Region geziemt. Ebenfalls ganz in der Nähe befindet sich ein Schwimmbad in Form eines futuristischen Seeigels. Dieses sogenannte „Sonnenblumen-Schwimmbad“ des Architekten Bernard Schoeller gehört zu einem Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre in Gang gesetzten umfassenden staatlichen Schwimmbad-Bauprogramm. Nach dem Scheitern Frankreichs bei den Olympischen Spielen von 1968 sollte dieses Programm Kindern und Jugendlichen ermöglichen, besser schwimmen zu lernen.

Garten des Neuen Nationalmuseums Monaco

Garten der Villa Sauber

Die Vegetation des terrassenförmig angelegten Gartens der Villa Sauber – die den ersten Teil der Sammlungen des Neuen Nationalmuseums Monaco (NMNM) beherbergt – besteht unter anderem aus bemerkenswerten alten Bäumen wie Ficus Macrophylla und kanarischen Dattelpalmen. Auf dem ersten Absatz würdigen Zitruspflanzen den im Fürstentum gepflegten Anbau und Handel mit Zitrusfrüchten wie Zitronen, Mandarinen, Orangen, aber auch Grapefruit oder Kumquats. Auf dem zweiten Absatz hat ein hinreißender Rosengarten sein Quartier aufgeschlagen. 2016 engagierte das NMNM den Künstler Christodoulos Panayiotou aus Zypern, der die Installation „Das Grässliche Geheimnis“ entwarf: 35 mit Rosenstöcken bepflanzte Gefäße stehen auf den alten Brüstungen der drei Gartenetagen, eine Mischung aus Wasser und Erde der auf Zypern durchgeführten archäologischen Ausgrabungen. Im Garten der Villa Sauber sind noch weitere Werke der Sammlung des NMNM ausgestellt: „Modified Social Benches“ von Jeppe Hein und „Foreigners everywhere“ von Claire Fontaine.

Garten der Villa Paloma

Der zu Beginn als „antiker“ Garten konzipierte Garten der Villa Paloma hat bei seiner Einweihung 2010 seine Form eines zur Stadt und zum Meer offenen italienischen Gartens bewahrt. Er beherbergt mehrere Werke der Dauersammlung des NMNM: „Blp“ von Richard Artschwager, „Glockentasche“ von Jean Dubuffet (als Dauerleihgabe im Museum), „folding house (to be continued)“ von Jean-Pascal Flavien oder „Motiv V“ von Denis Morog. Wir entdecken im Garten auch drei Installationen von Michel Blazy, sich fortwährend verändernde Werke mit einem sensorischen Ansatz: „Ohne Titel“, ein Ahornbaum, dessen Stamm und Zweige vergoldet sind, „Skulptur“, gestapelte Schalen ausgepresster Orangen, und das anlässlich der 57. Biennale von Venedig angefertigte Werk „Schuhkollektion“, ein Rahmen, in dem eine komplexe Vorrichtung Pflanzen nährt, die in Turnschuhen gepflanzt sind.

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