Eine Volkslegende besagt, dass im 13. Jahrhundert eine Statue der Jungfrau mit dem Kinde von einem Weinbauern in einem Graben entdeckt wurde. Nachdem sie zur Kirche gebracht wurde, verschwindet die Statue in der Nacht. Sie wird am nächsten Tag wieder im Graben gefunden. Dieses Phänomen wiederholt sich drei Mal trotz der an der Kirchentür auftgestellten Wachen. Der Volksglauben deutet dieses Wunder als den göttlichen Willen, eine Kapelle genau am Fundort bauen zu lassen.
Zu beachten ist der extreme ornamentale Reichtum des Gebäudes. Der Chor weist ein schönes Ganzes aus vergoldetem Holz auf: Wandtäfelung vom Anfang des 18. Jahrhunderts, vergoldeter Tabernakel, der mit einer Statue der Jungfrau aus mehrfarbigem Holz verziert ist, ein Altaraufsatz von 1665 und 1666, sowíe ein Hauptaltat aus dem Jahr 1778.
Die Bewohner von Visan hängen sehr an der Kapelle Notre-Dame-des-Vignes. Sie hat den Ruf, sie vor vielen Gefahren und besonders vor der Pest beschützt zu haben. Im Jahr 1629, dem Jahr der großen Epidemie, legt der erste Konsul Alphonse de Piolenc ein Gelübde ab, damit die Heilige Jungfrau das Dorf vor der Plage bewahrt. Am 25. August 1629, am Namenstag des heiligen Ludwig (Saint-Louis), Roy de France, verpflichtet er sich im Namen aller Einwohner von Visan, auf ewige Zeiten eine wöchentliche Messe, jeweils am Samstag, feiern zu lassen, falls die Geißel das Dorf Visan nicht berührt. Sein Wunsch wurde erhört: die Dorfgemeinschaft blieb fortan vor Ansteckungen geschützt.