Wanderin, die einen Handlauf auf einem Wanderweg im Queyras hält.Wanderin im Massif du Queyras in den Hautes-Alpes.
©Wanderin im Massif du Queyras in den Hautes-Alpes. |Van Rijn.R

Die Große Alpenüberquerung in Südostfrankreich

Zwischen Bergen, Panoramen und Traditionen

Die anspruchsvolle Große Alpenüberquerung ist eine unvergessliche, 620 km lange Expedition durch die majestätischen Landschaften des Cerces-, Queyras- und Ubaye-Massivs, des Mercantour und des Hinterlands von Nizza. Sie taucht in atemberaubende Ausblicke ein und findet ihren krönenden Abschluss an den entspannenden Staden des Mittelmeers.

Eine Route durch die Seealpen

Der als „Europaweg“ bezeichnete GR®5 verbindet die Nordsee auf einem 2600 km langen Parcours zwischen Rotterdam und Nizza mit dem Mittelmeer. Sein südlicher Abschnitt, der am Genfersee beginnt und nach abenteuerlichen 620 km das Mittelmeer erreicht, wird auch die Große Alpenüberquerung genannt. Der genaue Ausgangspunkt in Südostfrankreich ist die Hütte des Mont Thabor im Cerces-Massiv. Diese auf den Almen in einem Natura-2000-Schutzgebiet eingebettete Oase liegt 20 Gehminuten vom GR®5 entfernt und markiert das Ende der letzten Etappe in Savoyen. Ab diesem Punkt tritt die Route in das Departement Hautes-Alpes ein und führt durch die herrlichen Landschaften der Bergmassive des Queyras, der Ubaye und des Mercantour. Die Große Alpenüberquerung ist anspruchsvoll und ziemlich schwierig. Sie weist große Höhenunterschiede auf, die bis zu 1300 Meter Anstieg pro Etappe erreichen können, und richtet sich daher insbesondere an erfahrene Wanderer!

Exkursion im Cerces-Massiv

Von der Hütte des Mont Thabor gelangen wir über den Pass des Vallée Étroite, des Eingangs zu den Hautes-Alpes, wieder auf den GR®5. Die ausdauerndsten Wanderer können sich an der Besteigung des Mont Thabor (3178 m) versuchen und von dort aus den Rundblick auf die Écrins, die Aiguilles d’Arves und die Vanoise genießen. Anschließend beginnt ein langer Abstieg zum Weiler Granges de la Vallée Étroite inmitten einer unglaublichen Landschaft mit dem Mont Thabor, dem Grand Séru und dem Petit Séru auf der einen Seite und der Hügelkette Rois Mages und ihren drei Spitzen Caspar, Melchior und Balthasar auf der anderen Seite. Sehen Sie aufmerksam um sich, denn hier leben unter anderem Steinadler und Birkhühner! Auf dem Weg nach Névache und zum Weiler Plampinet bewundern wir den Lac Chavillon gegenüber dem Mont Thabor. Im Weiler übernachten wir in der Auberge de la Cleida, einer ehemaligen Militärkaserne, die zu einer gemütlichen ländlichen Herberge umfunktioniert wurde. Am nächsten Morgen leitet uns das Opon-Tal zwischen Alpenwiesen und Rhododendren auf den Dormillouse-Pass und dann über den kahlen schwindelerregenden Bergkamm der Lauze nach Montgenèvre.

Die Schätze des Queyras

Zwischen dem Cerces- und dem Queyras-Massiv verläuft der GR®5 durch die Region von Briançon, die uns ihre Kostbarkeiten enthüllt, darunter die zum UNESCO-Welterbe zählenden beeindruckenden Vauban-Festungen. In Villar-Saint-Pancrace lernen Sie in der Herberge Bois de Barracan das Leben eines traditionellen Dorfs der Region von Briançon zwischen jahrhundertealten Kapellen und Bergblicken kennen. Beim anschließenden Aufstieg auf den Ayes-Pass gelangen wir in den Regionalen Naturpark Queyras. Die Landschaft öffnet sich zu einer mineralischen Bühne mit den Écrins im Norden und dem Queyras-Massiv bis zum Mont Viso im Süden. Wir wandern weiter am Gebirgsbach Izoard entlang bis zum lärchengesäumten Lac de Roue, der uns einen großartigen Ausblick auf das Fort Queyras beschert. Unterwegs empfiehlt sich unbedingt ein Stopp in der geselligen Berghütte Gîte de la Teppio mit ihrem eigenen Gemischtwarenladen! In Fort Queyras ist die von Vauban umgebaute denkmalgeschützte mittelalterliche Burg aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts einen kleinen Umweg wert. Die in der Nähe angesiedelte Herberge Astragales hält eine wohltuende Kaminecke und eine nach der Anstrengung wohlverdiente Sauna für uns bereit. Auf dem Fromage-Pass erstreckt sich vor uns ein überwältigender Ausblick auf Ceillac. Kehren Sie in diesem typischen Dorf im Gîte des Baladins ein, bevor Sie den Weg wieder aufnehmen. Entdecken Sie dann den höchsten Wasserfall des Queyras, die Cascade de la Pisse, den in einem malerischen Rahmen aus Lärchen und Wiesen eingebetteten Lac Miroir und den Lac Sainte-Anne, ein echtes alpines Schmuckstück am Fuße der Gipfel des Queyras. Am Girardin-Pass verlassen wir den Queyras und erreichen das Ubaye-Tal.

Der Oberlauf der Ubaye

Haute-Ubaye ist ein bewahrtes Kleinod, wo sich grüne Täler, schwindelerregende Gipfel und geschichtsträchtiges Kulturerbe zu einem atemberaubenden Gemälde vereinen. Der von beeindruckenden Höhen eingefasste ursprüngliche Weiler Maljasset empfängt Sie in seinem Gasthof Gîte-Auberge de la Cure, in dem Famille Longeron die traditionelle Gastlichkeit der Berge fortbestehen lässt. Auf dem Weg nach Fouillouse entlang der Ubaye betrachten Sie die majestätischen Gipfel der Font Sancte und von Panestrel. Das Tal von Plate Lombarde enthüllt uns die Ruinen des Forts Plate Lombarde, eines stillen Zeugen der Maginot-Linie der Alpen. Die Route führt dann weiter zum Mallemort-Pass und zur Batterie Viraysse und entfaltet sich auf der Mallemort-Hochebene und ihren ausgedehnten Almen. In Larche, dem höchsten Dorf des Departements Alpes-de-Haute-Provence, bietet Ihnen der am Rand des Nationalparks Mercantour gelegene Gasthof Lauzanier seine familiäre wohlschmeckende Küche. Nicht weit entfernt zeigt uns der Lac du Lauzanier ein Naturschauspiel, bei dem Sie mit ein wenig Geduld und Beobachtungsgabe sogar Murmeltiere zwischen den Felsen spielen sehen.

Berg- und Kulturepos im Mercantour

Willkommen in der zauberhaften Welt des Nationalparks Mercantour! Auf dem Fourches-Pass enthüllt uns das Salso-Moreno-Tal seine Wiesen und seine schimmernden Bäche, und die Hütte Bousieyas verspricht Ihnen Erholung. Genießen Sie das atemberaubende Panorama auf dem Colombière-Pass, bevor Sie nach Saint-Dalmas-le-Selvage absteigen, mit 1500 Höhenmetern eines der höchsten Dörfer des Departements Alpes-Maritimes. In Saint-Etienne-de-Tinée, wo Ihnen die Hütte Le Corborant einen herzlichen Empfang bereitet, bewundern wir bei einer kulturellen Pause die pastellfarbenen Fassaden, die Brunnen, Sonnenuhren, Kapellen, Wandmalereien und Museen. Sie nehmen dann die Überquerung der zum Blainon-Pass führenden Auron-Hochebene in Angriff, auf deren Verlängerung der Aussichtspunkt „Les Chamois“ den Blick auf das ganze Tinée-Tal und die Bergkette an der italienischen Grenze freigibt. Der Weiler Roya, eine zurückgezogene Oase, wo von Juni bis Oktober Weidewirtschaft betrieben wird, beherbergt die gleichnamige Berghütte. Die Durchquerung des Mercantour führt uns dann unter dem wachsamen Blick des Mont Mounier über Pässe und Almen bis zur Alm Longon und ihrer Molkereihütte, in der eine Familie und ihre Herden vier Monate im Jahr die Tradition der Weidewirtschaft fortbestehen lassen. Das mittelalterliche Dorf Roure mit seinen karminroten Dächern enthüllt seine land- und weidewirtschaftliche Architektur, malerische Gässchen und einen weitreichenden Blick auf das Tinée-Tal bis nach Saint-Sauveur-de-Tinée. Ein Stück weiter erreichen wir das zwischen dem Tinée- und dem Valdeblore-Tal angesiedelte Bergdorf Rimplas und dann den sonnendurchfluteten Weiler Saint-Dalmas-Valdeblore, der besonders in seiner Hütte Les Marmottes Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt.

Ende des Parcours durch das Hinterland von Nizza

Nachdem wir die geschützte Oase des Nationalparks Mercantour verlassen haben, beginnt unser Abstieg zum Mittelmeer durch die kontrastreichen Landschaften des Hinterlands von Nizza. Die Strecke führt uns über mehrere Pässe (Anthion, Fournès, Grateloup, Brec, Castel Ginestre) nach Utelle, ein auf einem Felsvorsprung sitzendes charmantes kleines Bergdorf. Dieser für seine Madonnenkirche und seine Cros-Kapelle über der Vésubie-Schlucht bekannte mittelalterliche Ort lädt Sie zu einer Pause in seiner Herberge ein. Der Weg geht weiter in das vom Mont Férion beherrschte befestigte Dorf Levens, das uns einen spektakulären Ausblick auf die Var-Ebene bis zum Meereshorizont bietet. Aspremont erwartet Sie mit einem außergewöhnlichen Panorama auf die Côte d’Azur und die Region Nizza. Im weiteren Verlauf wandelt sich die Vegetation und nimmt allmählich mediterrane Züge an: Korkeichen und Wacholder ersetzen nach und nach die Alpenflora.

Schließlich erscheint Nizza in ihrem ganzen Glanz und verspricht die ultimative Belohnung nach der heldenhaften Alpenüberquerung: ein ausgiebiges Bad im Mittelmeer bildet den perfekten Abschluss dieses Abenteuers!