Dinnerszene aus dem Film Le Temps des secretsDinnerszene aus dem Film Le Temps des secrets
©Dinnerszene aus dem Film Le Temps des secrets|JEAN-CLAUDE LOTHER

Die Césars des Südens:

eine Ehrung des Films in Provence-Alpes-Côte d’Azur

Alljährlich wird bei der Verleihung der Césars die Crème de la Crème des französischen Filmschaffens ausgezeichnet. Da Südostfrankreich Filmemacher schon immer inspirierte, haben wir beschlossen, unsere eigene Auswahl aufzustellen und in jeder Kategorie einen Preisträger auszuzeichnen. Lernen Sie unsere Gewinner kennen!

César für das Beste adaptierte Drehbuch

Südostfrankreich hat nicht nur zahlreiche Filmschaffende inspiriert, sondern ist auch eine Region bekannter Schriftsteller. Wenn sich also beide Welten treffen, erhalten wir zwangsläufig gelungene Werke. Für den César des Südens für das Beste adaptierte Drehbuch haben wir die berühmte, aus den 3 Filmen Marius, Fanny und César bestehende Marseille-Trilogie von Marcel Pagnol, die Adaptionen von Der Ruhm meines Vaters und Das Schloss meiner Mutter und die Neufassung von Der Graf von Monte Christo nominiert. Letzterer, 2024 erschienener Publikumserfolg zelebriert uns die Abenteuer von Edmond Dantès und führt uns vom Alten Hafen in Marseille über das berüchtigte Gefängnis des Château d’If bis zur Kirche Notre-Dame-de-l’Assomption von Moustiers-Sainte-Marie. In der Schlacht um den César bleibt Marcel Pagnol dennoch ein ernstzunehmender Gegner für den Grafen von Monte Christo. Pagnol hat mit seinen 3 Büchern der Marseille-Trilogie und dem von ihm inszenierten dritten Teil ein Porträt der Stadt Marseille der 30er und 40er Jahre gezeichnet und damit Kultstatus erlangt. Dem in Frankreich als Star verehrten Erzähler Marcel Pagnol verdanken wir auch die Trilogie Eine Kindheit in der Provence, deren erste zwei Bände, Der Ruhm meines Vaters und Das Schloss meiner Mutter von Yves Robert verfilmt wurden. Wir lernen dort die Bodenständigkeit der provenzalischen Landschaften von La Treille bis Grambois über Schloss Buzine und das Garlaban-Massiv kennen.

Und der César des Südens für das Beste adaptierte Drehbuch geht an … Der Graf von Monte Christo! Den Regisseuren Matthieu Delaporte und Alexandre De La Patellière ist ein mitreißender Abenteuerstreifen in den atemberaubenden Landschaften des Südens gelungen. Geschichtsfans aufgepasst: das Château d’If kann ganzjährig besichtigt werden.

César für die Beste Filmmusik

Auch gute Musik macht einen guten Film aus. Jene Musik, die das i-Tüpfelchen auf eine Szene setzt, die uns die Tränen in die Augen treibt, Angst einjagt oder Spannung erzeugt. Und an die wir uns selbst lange nach dem Film noch erinnern. Im Süden umgeben uns ganz unterschiedliche Stimmungen, die sich in der Musik seiner Filme widerspiegeln. Deshalb haben wir für den César des Südens für die Beste Filmmusik Der Swimmingpool, Taxi und Fotogenico nominiert. Der erste Film, ein symbolträchtiger Streifen seiner Zeit, wurde von Jacques Deray in einer prunkvollen Villa in Ramatuelle gedreht und setzte Romy Schneider, Alain Delon und Jane Birkin in Szene. Seine schmachtende, schwere, hintersinnige Stimmung wurde von der von Michel Legrand komponierten Musik beflügelt. Taxi 1 wiederum ist ein regelrechter Kultfilm der 90er Jahre. Eine ganze Generation stieg in diesem von Luc Besson geschriebenen Streifen unter der Regie von Gérard Pirès in den berühmten Peugeot 406 und entdeckte Marseille im Rhythmus legendärer Verfolgungsfahrten. Um das Quietschen der Reifen und die Schreie der Passagiere gebührend zu untermalen, mixte Akhenaton, Musiker der Band IAM, den passenden Soundtrack, bei dem er auf mehrere Marseiller Rapper wie Fonky Family oder Le 3ème Œil zurückgriff. Beim dritten nominierten Film Fotogenico aus dem Jahr 2024 führten Marcia Romano und Benoît Sabatier Regie. Die Musik des in Marseille gedrehten Films stammt vom Duo Froid Dub, das eine buntscheckige Electro-Punk-Version der Stadt zelebriert.

Und der César des Südens für die Beste Filmmusik geht an … Taxi! Denn ein Film made in Marseille mit einer Musik, die die Marseiller Rap-Legenden der 90er Jahre vereint, bleibt ganz einfach unschlagbar.

César für den Flippigsten Film

Wenn manche Filmemacher ihre überschäumende Fantasie ausleben, entstehen bisweilen völlig durchgeknallte Filme, die das Publikum absolut begeistern. Wir haben daher den César des Südens für den Flippigsten Film geschaffen und dafür vier Werke nominiert: Mandibules (Eine Fliege kommt selten allein), Cool Waves – Brice de Nice, Fear City: A Family–Style Comedy und Les Femmes au balcon (The Balconettes). Der vom produktiven Allroundtalent Quentin Dupieux geschriebene und inszenierte Film Mandibules erzählt die Geschichte zweier nicht allzu findiger Kumpane, die versuchen, eine Riesenfliege zu dressieren. Die Handlung rund um dieses seltene Exemplar spielt in Ramatuelle, Cavalaire und Sainte-Maxime im Departement Var. Der Regisseur kennt das Departement übrigens recht gut, da sein Film L’Accident de piano in der Umgebung von Toulon und La Londe-les-Maures gedreht wurde. Weitere zwei Nominierte stammen aus dem Departement Alpes-Maritimes. Der erste ist Cool Waves – Brice de Nice über einen glücklosen Surfer, der am Strand Bains Militaires in Nizza bei spiegelglatter See vergeblich auf die perfekte Welle wartet. Ein Kultfilm, der in Nizza und Umgebung und in ihren Villen spielt. Unser dritter Nominierter La Cité de la peur (Fear City) wurde ebenfalls im Departement Alpes-Maritimes gedreht. Der Film spielt in den 90er Jahren vor dem Hintergrund der Filmfestspiele Cannes, die von Serienmorden heimgesucht werden. Wir ergötzen uns dabei an absurden Szenen, immer schrägeren Dialogen und einem heillosen Verfolgungsrennen über die Croisette und durch die Straßen von Cannes. Für den letzten nominierten Streifen geht es wieder nach Marseille zurück: Les Femmes au balcon erschien 2024 und setzt 3 Frauen in Szene, die in einen Strudel komischer und zugleich entsetzlicher Ereignisse geraten. Von den typischen Drei-Fenster-Wohnungen Marseilles bis zur Corniche Kennedy mischt Regisseurin Noémie Merlant körperliche Freiheit, Gore und eine Hitzewelle zu einem explosiven, entschieden feministischen Ergebnis.

Trotz dieser tollen Auswahl kann es leider nur einen Gewinner geben. Und der César für den Flippigsten Film geht an … La Cité de la peur! Denn selbst nach 30 Jahren ist dieser ergötzliche Streifen noch immer eine Referenz in seinem Genre und ein echtes Meisterwerk des Absurden.

César für das Beste provenzalische Szenenbild

Es ist schon schwierig, für diese Kategorie eine Auswahl zu treffen, denn es gibt ja keine bessere Kulisse als den Süden, nicht wahr? Nichtsdestotrotz ist es uns gelungen, drei Filme für den César für das Beste provenzalische Szenenbild zu nominieren: Der Husar auf dem Dach, Elf Uhr nachts und Le Temps des secrets (Die Zeit der Geheimnisse). Der erste Film unter der Regie von Jean-Paul Rappeneau beruht auf einem Roman des Schriftstellers Jean Giono aus Manosque und wurde in den Landschaften von Alpes-de-Haute-Provence und insbesondere auf den Dächern von Manosque gedreht. Der zweite stammt von Jean-Luc Godard und spielt teilweise in Toulon, in Giens und vor der paradiesischen und poetischen Kulisse der Insel Porquerolles, vor allem auf dem Strand Notre-Dame. Der dritte erschien 2022, wurde von Christophe Barratier inszeniert und versetzt uns mit den filmischen Mitteln der Gegenwart in die provenzalischen Landschaften der Vergangenheit. Er beruht auf dem dritten Band der Kindheitserinnerungen Marcel Pagnols und wurde in der Umgebung von Marseille, insbesondere im Etoile-Massiv, in Allauch und in Aubagne gedreht, wo auch das Geburtshaus des Schriftstellers besichtigt werden kann. Unabhängig vom Ergebnis dieses inoffiziellen Wettbewerbs empfehlen wir Ihnen, alle drei Filme anzuschauen und die darin entfaltete Aura des Südens auf sich wirken zu lassen.

Da jedoch nur einer gewinnen kann … geht der César für das Beste provenzalische Szenenbild an … Der Husar auf dem Dach! Die vielfältigen provenzalischen Landschaften seines Szenenbilds machen ihn zu einer idealen Ansichtskarte des Südens. Zudem wurde er bereits mit einem César für den Besten Ton und einem César für die Beste Kamera ausgezeichnet. Und aller guten Dinge sind schließlich drei!

Ehrenpreis

Einige Filmpersönlichkeiten unterhielten im Laufe ihres Lebens und ihrer Karriere eine besondere Beziehung zum Süden. Deshalb haben wir beschlossen, als krönenden Abschluss einen Ehren-César des Südens zu vergeben. Für diesen Preis haben wir Marcel Pagnol, Louis de Funès und Brigitte Bardot nominiert. Pagnol wurde in Aubagne geboren und schrieb zahlreiche, von der Stimmung und den Landschaften der Provence inspirierte Romane, Drehbücher und Theaterstücke. Sein Gesamtwerk ist heute eine regelrechte Ode an den Süden. Louis de Funès wiederum ist untrennbar mit dem Städtchen Saint-Tropez verbunden, in dem er in 6 Kultfilmen den legendären Gendarm Cruchot spielte. Die berühmte Gendarmerie, in der er seinen Dienst versah, ist heute ein Museum. Last but not least die symbolträchtigste und am weitesten zurückreichende Schauspielerin des Südens: Brigitte Bardot. Sie verbrachte bereits als Kind ihre Ferien in Saint-Tropez und lernte dort auch Roger Vadim kennen, in dessen Film Und immer lockt das Weib sie ihre legendäre Rolle spielte. 1958 kaufte sie in Saint-Tropez ihr Haus „La Madrague“, mit dem sie ihre ewige Bindung an die Côte d’Azur besiegelte.

Nichtsdestotrotz gibt es wieder nur einen Preisträger. So geht der Ehren-César des Südens an … Marcel Pagnol! Er wurde nicht nur in seiner Kindheit vom Süden geprägt, sondern trug auch tiefgreifend und dauerhaft dazu bei, die ursprüngliche provenzalische Atmosphäre zu verbreiten und erstrahlen zu lassen.

Schließen