Tortue Hermann Massif Des Maures Provence Fbonin TortupolefranceTortue Hermann Massif Des Maures Provence Fbonin Tortupolefrance
©Tortue Hermann Massif Des Maures Provence Fbonin Tortupolefrance|FBonin-TortupoleFrance

Fanny, 42 Jahre, Hermannsschildkröte im Massif des Maures

Hallo, Mensch! In diesem Artikel möchte ich, die Hermannsschildkröte Fanny, dir von meinem Leben im Massif des Maures erzählen. Du erfährst, was ich esse und wie ich meinen Tag verbringe. Kurz gesagt, meine Lebensweise … Vielleicht hast du danach Lust, zum Schutz meiner Art beizutragen, die leider vom Aussterben bedroht ist.

Mein Lieblingsort: das Massif des Maures

Hallo! Ich heiße Fanny, bin 42 Jahre alt und eine Maurische Landschildkröte. Ich habe auch einen wissenschaftlichen Namen (testudo hermanni) und einen Gebrauchsnamen (Hermannsschildkröte, nach dem Straßburger Naturforscher und Arzt Jean Hermann, der mich im 18. Jahrhundert erforscht hat). Aber Fanny ist einfacher zu merken. Außerdem passt er in die Umgebung. Meine Schildkrötenart ist die einzige wilde Landschildkrötenart in Kontinentalfrankreich. Sie ist endemisch: Wie viele meiner Artgenossen lebe ich seit jeher im Massif des Maures, einer Gebirgskette im Département Var nördlich des Golfs von Saint-Tropez. Dieses ursprünglichste Gebiet der Provence hat eine große Vielfalt an Landschaften, darunter Korkeichenwälder und Kastanienhaine. Ich fühle mich diesem Ort sehr verbunden, da ich wie alle Hermannsschildkröten sesshaft bin. Historisch gesehen war die Hermannsschildkröte im gesamten Mittelmeerraum verbreitet. Im 19. Jahrhundert war sie aber bereits nur noch in der Provence und im Roussillon zu finden. Einige meiner Freundinnen leben heute im Massif de l‘Estérel, das nicht weit von hier entfernt ist. Ich habe auch Cousinen auf Korsika.

Ich bin zwar klein, aber langlebig

Ich bin aus einem Ei geschlüpft. Als ich herauskam, wog ich etwa 10 Gramm. Ich war winzig! Seitdem bin ich aber sehr gewachsen. Ich bin 16 Zentimeter groß und wiege etwa 800 Gramm (lach nicht, Mensch, das ist doppelt so viel wie das Gewicht deines Gehirns bei der Geburt!). Du erkennst mich an dem Hornnagel am Schwanzende und meinem hübschen orangefarben gemusterten Panzer. Der Panzer war in meinen ersten Lebensjahren sehr empfindlich, wurde aber mit etwa sieben Jahren kräftig, um mich vor Raubtieren wie Wildschweinen, Dachsen oder Hunden zu schützen. Heute, mit 42 Jahren, stehe ich in der Blüte meines Lebens. Wenn alles gut geht, habe ich noch viele Jahre vor mir: Ich kann bis zu 80 Jahre alt werden! Wir Hermannsschildkröten sind langlebig. Wusstest du, dass meine Vorfahren schon viel früher auf der Erde waren als deine, nämlich vor über 240 Millionen Jahren, zur gleichen Zeit wie die ersten Dinosaurier?

Ich liebe Kiefernwälder und Lichtungen

Aber natürlich habe ich sie nie kennengelernt. Meine Großmutter Honorine erzählte mir jedoch, dass sie in jungen Jahren ein sehr glückliches Leben in den Hügeln der Provence geführt hatte. Damals gab es dort viel Landbau – Weinberge, Olivenhaine und Kastanienwälder –, eine günstige Umgebung für uns Hermannsschildkröten. Denn meine Art liebt Pinienwälder, Buschwald und Lichtungen, wo sie leicht Nahrung findet. Doch vieles hat sich geändert. Immer mehr Menschen wie du sind vom Land in die Stadt gezogen und der Wald hat das Ackerland verdrängt. Außerdem gibt es Brände, die sich auf unsere natürliche Umgebung auswirken. Es gibt jedoch einen Ort namens Plateau du Lambert zwischen Collobrières und Bormes-les-Mimosas, wo dank Weidewirtschaft die Bedingungen für das Überleben meiner Art günstig sind.

Ich mag es gerne einsam und kühl

Mein Freund, der Flamingo Marcel, hat dir erzählt, dass er in der Camargue im Schwarm lebt. Bei mir ist es genau umgekehrt. Ich führe von Natur aus ein zurückgezogenes Leben. Morgens wache ich früh auf und mache mich auf die Suche nach Nahrung. Ich bin hauptsächlich Pflanzenfresser, esse aber auch Blätter (in diesem Fall nennt man mich Blattfresser) und Früchte (die Menschen haben dafür auch ein Wort: Fruchtfresser). Manchmal esse ich aber auch Schnecken oder Würmer. Das hängt davon ab, was ich finde! Mittags, wenn die Sonne am höchsten steht, halte ich mich unter kühlenden Büschen auf und gehe dann wieder auf Wanderschaft. So sieht mein Leben in meinen „Spitzenzeiten“ im Mai/Juni und September/Oktober aus. Und von Mitte November bis Mitte März halte ich Winterschlaf. Ciao!

Meine Art ist geschützt

Deine Mitmenschen finden mich „richtig süß“. Das freut mich. Viele wissen aber nicht, dass meine Population durch menschliche Aktivitäten, insbesondere die Urbanisierung, stark zurückgegangen ist. Heute sind Hermannsschildkröten vom Aussterben bedroht und stehen unter Naturschutz. Im Jahr 2009 wurde unter anderem zu meinem Schutz das Naturreservat Réserve Naturelle de la Plaine des Maures eingerichtet. Doch die Lage meiner Art bleibt instabil: Im August 2021 verlor ich mindestens 140 Freunde bei dem verheerenden Brand in der Ebene und dem Massif des Maures. Viele andere wurden verletzt. Zum Glück konnten sie sich auf die netten Mitarbeitenden der Beobachtungsstation zum Schutz von Schildkröten und ihrer Umgebung verlassen, die sie in Becken mit Wasser versorgten und sie dann wieder frei ließen. 30 Schildkröten mit Brandwunden wurden ebenfalls behandelt. Du hast sicher schon gemerkt: Du musst auf mich aufpassen! Wenn wir uns auf einer deiner Wanderungen begegnen – zum Beispiel in der Gegend um die Pont des Fées in Grimaud – kannst du mich diskret beobachten und auch ein Foto von mir machen. Aber bitte berühre mich nicht und bewege mich nicht. Auch wenn ich vielleicht verwirrt aussehe: Ich habe einen ausgezeichneten Orientierungssinn und weiß ganz genau, wohin ich laufe.

Bis bald im Schildkrötendorf von Carnoules!

Wenn du nicht gerne wanderst, kannst du mich auch im Tortupôle France treffen, dem Schildkrötendorf von Carnoules. Dieses Naturschutzzentrum ist einzigartig in Europa und beherbergt ca. 50 Arten und insgesamt 1600 Schildkröten in einem Bereich, der unserem natürlichen Lebensraum ähnelt. Dort siehst du Hermannsschildkröten wie mich, aber auch exotische Arten oder Süßwasser-Riesenschildkröten. Das Schildkrötendorf ist in erster Linie ein Zufluchtsort für meine Artgenossen, die ausgesetzt oder von den Behörden beschlagnahmt wurden. Hier erfährst du auch, wie du dich für unseren Schutz einsetzen kannst. Wenn du dich für Kunst interessierst, ist das Schildkrötenmuseum Musée de l’Artortue genau das Richtige für dich. Hier gibt es ganze 6000 Darstellungen von Schildkröten aus aller Welt: verbotene ausgestopfte Exemplare, Spielzeug, Kunsthandwerk und vieles mehr. Meine Artgenossen und ich haben die Menschen schon immer fasziniert. Ein weiterer guter Grund, auf uns aufzupassen.
Ich zähle auf dich.

Bis bald! Liebe Grüße

Fanny

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