Seepferdchen und Posidonia-Seegraswiese im HintergrundDer Hippocampus hat keine Schuppen, sondern einen Panzer aus knöchernen Ringen
©Der Hippocampus hat keine Schuppen, sondern einen Panzer aus knöchernen Ringen|JeffrySS/Pexels

Théodore, 2 Jahre, Seepferdchen an der Côte Bleue

Mein Leben in einer Seegraswiese

Hallo Mensch! In diesem Artikel erzähle ich, Théodore, das gefleckte Seepferdchen von der Côte Bleue (der Küste zwischen Marseille und Martigues), aus meinem Leben in den flachen, felsigen Gewässern. Du erfährst, was ich esse, wie ich mich fortpflanze und wie ich lebe. Und warum es so wichtig ist, mich zu schützen.

Mein Revier: die unberührten Gewässer der Côte Bleue

Hallo! Ich heiße Théodore, bin 2 Jahre alt und ein Seepferdchen. Wusstest du, dass es weltweit mehrere Dutzend Seepferdchenarten gibt, von denen zwei im Mittelmeer leben? Es sind das gefleckte Seepferdchen (Hippocampus guttulatus) und das Kurzschnäuzige Seepferdchen (Hippocampus hippocampus). Ich bin ein geflecktes Seepferdchen. Mein 15 cm langer Körper ist gelb und übersät mit winzigen weißen Punkten. Ich lebe in den seichten Gewässern einer Bucht der Côte Bleue, einem wahren Paradies, das von seltenen und geschützten Tier- und Pflanzenarten bevölkert wird: Braunen Zackenbarschen (wie César, von dem du vielleicht schon gehört hast), Meerraben, Unechten Karettschildkröten, roten Korallen und Neptungras. Ich mag diese Meerespflanzen besonders gern, deshalb habe ich mich dort niedergelassen. Aber einige meiner Freunde krabbeln lieber durch Algen oder über den weichen Meeresboden – manchmal bis zu einer Tiefe von 30 Metern.

Ich bin ein einzigartiger … Fisch!

Du, Mensch, nennst mich manchmal „Seepferdchen“, wegen meiner Kopfform, die an ein Pferd erinnert. Ich mag Pferde (vor allem die aus der Camargue), aber hier übertreibst du ein bisschen, finde ich! Ich atme durch Kiemen, ich bin also ein FISCH. Zwar ein außergewöhnlicher Fisch, da ich mich aufrecht und ziemlich langsam fortbewege und von meiner Rückenflosse angetrieben werde. Das Besondere an mir ist auch, dass ich keine Schuppen habe, sondern einen Hautknochenpanzer. Und große Augen, die sich unabhängig voneinander bewegen, wie bei einem Chamäleon! Beeindruckend, oder?

 

Ich fresse gerne und träume vor mich hin

Du fragst dich vielleicht, wie ich meine Tage verbringe. In erster Linie nehme ich Nahrung zu mir, denn ich habe großen Appetit! Ich ernähre mich vor allem von Zwerggarnelen und Fischbrut (Fische, die gerade geschlüpft sind), die ich mit dem Mund aufsauge. Ansonsten faulenze ich auch sehr gerne. Dank meines Greifschwanzes (der sich um einen Gegenstand wickeln kann) klammere ich mich an Algen, Blätter oder Korallen. Ich kann den Großteil des Tages in dieser Position verharren und einfach nichts tun. Diese Fähigkeit ist sehr nützlich bei Strömung, denn so werde ich nicht weggetrieben. Was sehr gut ist, denn ich mag keine Abenteuer! Im Gegenteil, ich bin sehr sesshaft: Meine Welt beschränkt sich auf die wenigen Quadratmeter meiner Seegraswiese. Auch in der Liebe mag ich keine Veränderungen. Ich bin monogam und treu. Mit meiner Frau Pénélope vollführe ich sehr lange Balzrituale, bevor wir uns paaren.

Woher kommen die Babys?

Meine Freundin, die Maurische Landschildkröte Fanny, und mein Freund Marcel, der Flamingo aus der Camargue, haben dir schon erzählt, dass sie aus Eiern geschlüpft sind. So ist das auch bei Seepferdchen. Nur dass bei uns die Männchen trächtig sind! Nachdem ich von Pénélope befruchtet wurde, trage ich die Eier in meiner Bruttasche am Bauch. Nach einem Monat bekomme ich starke Wehen … und zack! Dann bringe ich ca. 100 kleine, ca. 1 cm lange, gesprenkelte Seepferdchen zur Welt. Sie sind von Geburt an völlig unabhängig und tummeln sich sofort im Wasser. Ich habe schon so viele Kinder bekommen, dass ich mich nicht mehr an ihre Namen erinnern kann. Und es geht weiter: Bis zum Ende meines Lebens, das etwa vier Jahre dauern wird, bin ich fast ununterbrochen schwanger.

Meine Art ist gefährdet

Überall und schon immer faszinieren Seepferdchen wie ich Menschen wie dich. Seit der Antike sind wir Gegenstand vieler deiner Mythen und Legenden. Und dabei werden wir nicht gut behandelt. Im Gegenteil: Jahrzehntelang wurden meine Vorfahren gefangen, getrocknet, lackiert und in Souvenirläden verkauft. In Asien werden meine Brüder und Schwestern immer noch als Zutaten in der traditionellen Medizin verwendet. In Europa müssen wir mit anderen Bedrohungen fertig werden – der Zerstörung unserer Lebensräume durch Küstenbebauung und Fischereigeräte (Schleppnetze) und nicht-selektive Fischerei. Da ich an der Côte Bleue lebe, einem Meeresschutzgebiet1, bin ich weniger betroffen als andere Seepferdchen. Ich kann mich glücklich schätzen! Aber global gesehen ist es um uns schlecht bestellt: Laut der Roten Liste bedrohter Arten im Mittelmeer sind 15 % der Seepferdchenarten vom Aussterben bedroht.

Hier kann man mich beobachten

Lieber Mensch, danke für dein Interesse. Jetzt, wo du mehr über mich weißt, hast du vielleicht Lust bekommen, mich in meiner natürlichen Umgebung zu besuchen. Dann ziehe Taucherbrille und Flossen an und erkunde einen der Unterwasserpfade in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur. Z. B. an der Côte Bleue, wo ich lebe, oder einen anderen, wo du meinen Seepferdchenfreunden begegnen kannst. Hier ein paar Ideen. Wir können uns aus der Ferne begrüßen, aber versuche nicht, mich zu fangen.

Bis bald! Liebe Grüße

Théodore