Besuchte Orte
Saint-Tropez
Le Cannet
Cagnes-sur-Mer
Nice
Auf Tuchfühlung mit den Impressionisten
an der Côte d’Azur15. April 1874. Im Boulevard des Capucines 35 in Paris veranstalteten einige Nachwuchskünstler im ehemaligen Atelier des Fotografen Nadar die erste impressionistische Ausstellung der Geschichte. Sie hießen Berthe Morisot, Edgar Degas, Claude Monet und Auguste Renoir. Die einige Jahre zuvor in Frankreich entstandene Bewegung des Impressionismus zeichnete sich durch schnelle Ausführung, Verwendung von Unschärfe und das besondere Augenmerk auf die Darstellung des Lichts aus und stellte sich der akademischen Lehrmeinung entgegen. Das Frühstück im Grünen von Claude Monet war eines der Hauptwerke des Impressionismus, der zunächst Unverständnis hervorrief und für Skandale sorgte, bevor er überhaupt ins Museum gelangte. Gegenwärtig beherbergt das Musée d’Orsay in Paris die weltweit größte Sammlung impressionistischer Werke. Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums dieser Bewegung, die die Kunstgeschichte für immer geprägt hat, zeigt das Museum vom 26. März bis 14. Juli 2024 die Ausstellung Paris, 1874. Den Impressionismus erfinden. Parallel dazu halten 178 impressionistische Werke Einzug in Museen in ganz Frankreich, darunter auch in der Provence, in der bereits in zahlreichen Museen Gemälde der Impressionisten zu sehen sind.
Saint-Tropez war noch ein kleines Fischerdorf, als Paul Signac 1892 mit seiner Jacht Olympia dort anlegte. Der in Paris geborene Maler war sogleich von der Landschaft und von der Intensität des Lichts und der Farben überwältigt. Er ließ sich in Saint-Tropez nieder und entwickelte dort seine Malweise deutlich weiter. Seine Farbtöne wurden vielfältiger und lebhafter. Zusammen mit seinem Freund Georges Seurat rief Paul Signac den Pointillismus ins Leben, eine sehr stark vom Impressionismus beeinflusste Stilrichtung der Malerei, bei der die reinen ungemischten Farben in kleinen Farbtupfern aufgetragen werden. Das in einer Kapelle aus dem 16. Jahrhundert untergebrachte Musée de l’Annonciade in Saint-Tropez schildert diese buntscheckige Bewegung, die die Wärme des Südens wunderbar widerspiegelt. Neben Gemälden von Signac und Seurat finden wir dort Werke des Anarchisten Maximilien Luce, des ebenfalls von der Provence begeisterten Malers Henri-Edmond Cross sowie von Théo Van Rysselberghe und Jeanne Selmersheim-Desgrange.
Pierre Bonnard stand dem Impressionismus nahe, war jedoch ein Freigeist und nährte insbesondere durch Verwendung der Unschärfe seine Leidenschaft für die Natur und das Licht des Südens. 1926 erwarb er auf den Anhöhen von Le Cannet im Departement Alpes-Maritimes das Haus Le Bosquet. In dieser Stadt zwischen Meer und Bergen schuf er über 300 Werke mit Ansichten von Le Cannet, Szenen aus Le Bosquet und von japanischer Kunst beeinflussten Gemälden, die im Musée Bonnard zu sehen sind. 2024 empfängt das Museum zwei Gemälde von Henri de Toulouse-Lautrec: Die Clownin Cha-U-Kao (1895) und Frau mit Handschuhen (1890). Sie bereichern die Ausstellung Hauptdarsteller Toulouse-Lautrec, in der alle lithografischen Werke des Künstlers zu sehen sind und die zeigt, dass Bonnards Arbeit über Plakate die Grundlage für seinen Schaffensprozess war. Pierre Bonnards erstes Plakat „France-Champagne“ regte Lautrec nämlich zu dieser Kunstform an, zu deren berühmten Vertretern er später zählte.
Musée Bonnard – Le Cannet – Vom 16. März bis 9. Juni 2024
Auguste Renoir war ein Impressionist der ersten Stunde – er beteiligte sich an der ersten Ausstellung 1874 – und widmete sich der Darstellung von Szenen aus dem Pariser Leben. Im Gegensatz zu den meisten anderen Malern der Bewegung, die auf Landschaften fixiert waren – darunter Claude Monet, dem er nahe stand –, malte Renoir lieber Porträts und weibliche Akte. In den 1880er Jahren hielt er sich regelmäßig in Südfrankreich auf. 1908 erwarb er das Domaine des Collettes in Cagnes-sur-Mer. Dieses prächtige Anwesen mit Blick auf das Kap von Antibes, auf dem Blumen, Olivenbäume und Zitrusfrüchte gediehen, war bis zu seinem Tod 1919 seine wichtigste Inspiration. Das Domaine des Collettes beherbergt heute das Musée Renoir und bietet einen bewegenden Einblick in die Welt des Malers: 14 Gemälde und 40 Skulpturen, aber auch sein Atelier, seine Möbel und sein persönliches Archiv.
Der aus dem Norden stammende Maler Henri Matisse war von der Helligkeit der Tage überwältigt, als er sich 1917 in Nizza niederließ. „Als ich begriff, dass ich jeden Morgen dieses Licht sehen würde, konnte ich mein Glück nicht fassen“, schrieb er. Etwa zwanzig Jahre vorher hatte er in Saint-Tropez an der Seite von Paul Signac und Henri-Edmond Cross die Malweise der Pointillisten gelernt. Danach schloss er sich dem Fauvismus an, der als Nachfolger des Impressionismus gilt, auch wenn er eine subjektivere Auslegung der Farben vertritt. Das Musée Matisse in Nizza zeigt eine umfangreiche heterogene Sammlung, die Zeugnis von diesen Einflüssen ablegt, darunter Sturm in Nizza (1919-1920) und Stillleben mit Granatäpfeln (1947). Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums des Impressionismus wird außerdem Berthe Morisot in Nizza geehrt, die erste Frau, die dieser Bewegung angehörte. Sie wohnte in Paris und hielt sich von 1881 bis 1882 und von 1888 bis 1889 an der Côte d’Azur auf, als Nizza von einer überschäumenden Kunstszene geprägt war. Die Ausstellung Berthe Morisot in Nizza, impressionistische Aufenthalte erkundet auf umfassend dokumentierte Weise diese beiden Zeiträume aus der Sicht von Experten für lokale Geschichte, von Berthe Morisot und des Impressionismus. Sie enthüllt die Besonderheiten des Werks von Berthe Morisot in Nizza im Vergleich zu Renoir oder Monet, die zur selben Zeit im Mittelmeerraum wirkten. So hängen ihre Gemälde neben Bildern von Monet (darunter Villen in Bordighera, 1884) und Renoir und von Frauen, die dem Impressionismus nahestanden (Eva Gonzalès, Mary Cassatt, Louise Breslau, Marie Bashkirtseff…).
Musée des Beaux-Arts Jules Chéret – Nizza – Vom 5. April bis 29. September 2024