Necropole Nationale De Signes PciantarNecropole Nationale De Signes Pciantar
©Necropole Nationale De Signes Pciantar

Der Widerstand im Süden

entscheidend für die Befreiung

Durch ihren Mut, ihren Einsatz und ihre Opferbereitschaft leisteten die Widerstandskämpfer einen wertvollen Beitrag zur Befreiung der Provence 1944. Bei ihrem im Untergrund geführten Krieg gegen die Besatzer operierten sie fest entschlossen, um die feindlichen Linien zu schwächen und den Boden für die lang erwartete Landung zu bereiten. Hier einige prägende Ereignisse ihrer Geschichte, an die mehrere Denkmäler in den Dörfern des Südens erinnern.

Erinnerung an den Widerstand

„Der Anführer ist hungrig.“ Diese Nachricht aus London für die aus den wichtigsten militärischen Gruppierungen der französischen Widerstandsbewegung des Innern bestehenden Französischen Streitkräfte des Innern (FFI) verkündete den Beginn der unter dem Decknamen „Operation Dragoon“ bekannten Landung in der Provence. Sie wurde am Abend des 14. August 1944 übertragen, und am nächsten Morgen landeten die alliierten Truppen an den Stränden des Departements Var. Der Erfolg des Feldzugs zur Befreiung Südfrankreichs ist teilweise auch der umfassenden Zusammenarbeit und Koordination zwischen den alliierten Streitkräften und den Widerstandsorganisationen zuzuschreiben. Nach der Landung in der Normandie am 6. Juni 1944 rief die Widerstandsbewegung zur Ausweitung des Maquis auf. Allerdings fand die an der Mittelmeerküste geplante Landung nicht sofort danach statt. Die deutsche Armee ging daher massiv gegen die Maquisards der Provence vor und verübte mehrere Massaker. Zahlreiche Gedenkstätten und Stelen legen heute Zeugnis vom heldenhaften Einsatz und vom tragischen Schicksal dieser Widerstandskämpfer des Südens ab.

Im Hinterland des Departements Var

Maquis von Siou-Blanc und Nationale Nekropole Signes

Bei der Ankündigung der Landung in der Normandie am 6. Juni 1944 versammelten die Anführer der Widerstandsbewegung von Toulon die Partisanen im Wald rund um die Hochebene von Siou-Blanc zwischen den Gemeinden Signes, Méounes-lès-Montrieux, Evenos und Le Castellet. 400 Mann wurden daraufhin in 4 Gruppen aufgeteilt und je einer Wasserstelle zugewiesen. Der Ort wurde jedoch den Deutschen verraten, die zehn Maquisards hinrichteten. In Méounes-lès-Montrieux erinnert die an der Zisterne der Regierung, einer der vier Wasserstellen, eingerichtete Stele an diese schreckliche Episode. An der Gemeindekirche und am Brunnen gegenüber dem Kartäuserkloster Montrieux zeugen zwei Gedenkplatten von der Vereinigung der Streitkräfte des Widerstands mit den Truppen des 3. Regiments der als „Turcos“ bezeichneten algerischen Tirailleurs und einer Abteilung des 83. Pionierregiments, die beide aus der am 15. August 1944 an der Küste des Departements Var gelandeten 3. Algerischen Infanterie-Division stammten. Denn dank der Hilfe und der Opferbereitschaft der Widerstandskämpfer konnten die Turcos das Siou-Blanc-Massiv überqueren und die Befreiung Toulons in Angriff nehmen. Ganz in der Nähe von Méounes-lès-Montrieux befindet sich eine weitere wichtige Gedenkstätte, die Nationale Nekropole Signes. Dort wurden im Juli und August 1944 38 Mitglieder des Widerstands hingerichtet, davon 21 in einem Tal in den Wäldern von Signes, das seitdem Tal der Märtyrer genannt wird.

Vom Estérel-Massiv im Haut-Var bis La Garde

Nicht weit von der Hochebene von Siou-Blanc entfernt opferten weitere Widerstandskämpfer in Vins-sur-Caramy ihr Leben. Am 27. Juli 1944 wurden vier Mitglieder der Abteilung Landungen und Fallschirmabwürfe (SAP) verhaftet und einem langen mühseligen Verhör unterzogen. Sie verweigerten zwar zunächst jede Aussage, mussten jedoch letztendlich das Waffenversteck in der Grotte La Baume de Savoye preisgeben. In dieser in „Grotte der Widerstandskämpfer“ umbenannten Höhle wurden sie am 29. Juli erschossen. Zu ihrem Gedenken wurde 1945 eine erste Stele über der Grotte aufgestellt. 1948 wurden gleich nach der Brücke über den Carami vier Gräber angelegt. Seit 1989 steht am Anfang des zur Höhle führenden Wegs außerdem das steinerne Denkmal des Nationalverbands der freiwilligen Widerstandskämpfer (ANCVR), auf dem das Kreuz von Lothringen abgebildet ist. In den benachbarten Gemeinden bewiesen die Widerstandskämpfer gleich nach der Landung der Alliierten in der Provence erneut ihren Mut und ihre Opferbereitschaft, um den Rückzug der deutschen Truppen abzuschneiden. In Callas erinnert eine Stele an die Widerstandskämpfer, die dort 3 Tage lang in Gefechte verwickelt waren, bei denen zahlreiche Soldaten und ein Widerstandskämpfer aus Callas getötet wurden. Die Stele der Pont de L’Estoc in Claviers gedenkt des Einsatzes von 9 Maquisards, die die Brücke sprengten, wobei 3 von ihnen ums Leben kamen. In La Croix-Valmer ehrt eine Stele die Befreiungsarmeen und die Brigade des Maures, eine im Gebiet von Le Lavandou bis Sainte-Maxime tätige Widerstandsorganisation. Die Stele des Thouars in La Garde wiederum erinnert an die 1. Freie Französische Division (1. DFL) der Freien Französischen Streitkräfte (FFL) von General de Gaulle, die aus Europäern und aus Soldaten der Kolonien bestand. Von ihrer Landung in der Provence bis zu ihrem Vormarsch nach Ostfrankreich spielte sie eine entscheidende Rolle bei der Befreiung von Toulon, aber auch beim endgültigen Sieg der Alliierten in Europa.

Vom Ventoux bis zum Pays d’Aix

Auch im Vaucluse zeigte sich die Widerstandsbewegung mutig und entschlossen. Besonders der Maquis Ventoux war einer der wichtigsten Maquis der Provence. In Sault erinnert ein Denkmal an die Opferbereitschaft der Widerstandskämpfer dieses Maquis. Der Widerstand des Vaucluse prägte auch die Gemüter bei der Befreiung von Apt an der Seite der alliierten Truppen. Während der 3-tägigen Gefechte kamen 7 Widerstandskämpfer ums Leben. Zu ihrem Gedenken und zum Gedenken der Soldaten wurde auf dem Place des Martyrs de la Résistance eine Stele aufgestellt. Einige Kilometer östlich von Apt befinden sich zwei weitere Denkmäler: das erste steht in der Gemeinde Lagnes und ehrt die Widerstandshelden des Ortes, während das zweite in Oppède an die Widerstandskämpfer der Gruppe FTPF France Lorraine erinnert, die am 19. August 1944 beim Kampf zum Schutz von Le Castellet zur Verstärkung kamen. Einige Monate zuvor, am 10. Juni 1944, wurden fünfzehn Maquisards in Jouques in der Nähe von Aix-en-Provence von den Deutschen überrascht und auf der Hochebene von Bèdes ermordet. 1945 wurde zu ihrem Gedenken am Ort La Sicarde in der Nähe des Dramas eine Stele aufgestellt. Zwei Tage nach diesem traurigen Ereignis erschoss die Wehrmacht am 12. Juni erneut Widerstandskämpfer in Valréas. An deren tragisches Schicksal erinnert heute die Mauer der Erschossenen.

In den Alpen

Auch im Departement Alpes-de-Haute-Provence, einer Hochburg des Widerstands, gedenken mehrere Stelen und Denkmäler der heldenhaften Taten der Widerstandskämpfer. Eine Stele in Forcalquier würdigt die elf Widerstandskämpfer, die die Deutschen in Sigonce und Forcalquier bekämpften, aber am 7. Juni 1944 verhaftet und hingerichtet wurden. Vier Tage später, am 11. Juni 1944, erlebte auch Saint-Julien-du-Verdon einen schrecklichen Tag, an dem die Gestapo vortäuschte, elf Widerstandskämpfer, darunter vier Schüler des Massena-Gymnasiums in Nizza, freizulassen, und diese stattdessen erschoss. Zu ihrem Gedenken wurde im Norden des Dorfes das „Monument du Souvenir Français“ errichtet. Etwas mehr als einen Monat nach diesen beiden Massakern wurden die in Oraison versammelten Mitglieder des Comité Départemental de Libération und deren Leiter Louis Martin Bret am 16. Juli 1944 von den Deutschen in eine Falle gelockt, verhaftet und in Marseille eingekerkert. Am 18. Juli 1944 wurden sie in Signes im Departement Var erschossen. Die Stele der Erschossenen von Signes in Oraison erinnert heute an sie. Mehrere Stelen in Gap erweisen schließlich den Widerstandskämpfern die Ehre, die durch ihren Mut und ihre Entschlossenheit zur Befreiung des Champsaur-Tals und von Gap am 20. August 1944 beitrugen. Jedes Jahr am 20. August hält die Stadt die Erinnerung an diese Kämpfer im Rahmen einer offiziellen Zeremonie aufrecht.

Eintauchen in die Geschichte der Widerstandsbewegung

In den Straßen Nizzas

Die Widerstandsbewegung spielte eine entscheidende Rolle bei der Befreiung der Städte Südfrankreichs an der Seite der bewaffneten Truppen und der Bevölkerung. Dazu zählen insbesondere Marseille, Toulon, Avignon, Aix-en-Provence und Saint-Tropez. Eine Stadt aber verdankt ihre Befreiung ausschließlich dem Widerstand: Nizza. Am 28. August 1944 führten 350 Widerstandskämpfer einen Guerillakrieg in den Straßen der Stadt. Da die Deutschen nicht mehr in der Lage waren, die Aufständischen Nizzas in Schach zu halten, sprengten sie den Hafen und den Leuchtturm von Nizza und versenkten mehrere Schiffe am Kai. Am nächsten Tag war Nizza frei! Die Einwohner von Nizza vertrieben die Invasoren somit alleine aus der Stadt. Um an diese heldenhafte Befreiung und die damit verbundenen Opfer zu erinnern, wird alljährlich am 28. August ein Gedenkrundgang durch die Straßen von Nizza veranstaltet, insbesondere durch das sogenannte „Befreiungsviertel“, in dem mehrere Gedenktafeln und eine Statue von General de Gaulle zu sehen sind.

Im Museum

Museen sind wichtige Gedenkorte, die die Geschichte der Widerstandsbewegung nachzeichnen und den Mut und das Opfer, das ein solcher Einsatz mit sich bringen konnte, in Erinnerung rufen. Auf 200 m² zeigt das Museum des Widerstands der Côte d’Azur 13 Tafeln, 14 Schaukästen, 5 Puppen und Dutzende von Gemälden und Skulpturen über die Aktionen, den Einfluss und die Märtyrer der Widerstandsbewegung im Departement Alpes-Maritimes von 1940 bis 1945. Im Museum des Widerstands in Castellane sind zahlreiche Gegenstände, Dokumente und Fotos aus jener Zeit zu sehen. Mehrere lebensgroße Nachstellungen zeigen Szenen aus dem Leben im Untergrund des Maquis. Die Bibliothek und das Archiv des Museums bieten außerdem wertvolle Bildungsmedien für Jung und Alt.

Auf den Spuren von Jean Moulin in der Provence

Wir springen in die Zeit einige Jahre vor der Landung und der Befreiung zurück, um an den heldenhaften Einsatz einer der größten Persönlichkeiten des Widerstands in der Provence zu erinnern: Jean Moulin. In der Nacht vom 2. auf den 3. Januar 1942 sprang er mit seinen beiden Kameraden Raymond Fassin und Hervé Montjaret mit dem Fallschirm über den Alpillen ab und landete irgendwo zwischen Fontvieille und Mouriès. Die drei Männer waren von General de Gaulle beauftragt worden, die einzelnen Widerstandsbewegungen in Südfrankreich zu einen. Nach ihrer Landung verbrachten Raymond Fassin und Jean Moulin den folgenden Tag und die Nacht in einer ihm gehörenden Hütte in Eygalières. Dann begab sich Jean Moulin nach Saint-Andiol und verbrachte einige Tage bei seinen Cousins. Anschließend begann er seine Mission in Süd- und Südostfrankreich, bei der es ihm schließlich im Januar 1943 gelang, die Vereinten Widerstandsbewegungen (MUR) zu gründen. Um seine zahlreichen Reisen zu rechtfertigen, tarnte er sich als Kunsthändler und eröffnete seine eigene Kunstgalerie in der Rue de France 22 in Nizza, wo heute eine Tafel an diese Episode erinnert. Im Juni 1943 wurde er jedoch von der Gestapo aufgegriffen und schrecklichen Verhören und Folterungen unterzogen, denen er schließlich erlag. Heute wird an mehreren Orten an den Aufenthalt und den Einsatz von Jean Moulin in der Provence erinnert, angefangen mit der Straße von Eygalières nach Saint-Andiol, die in „Weg der Freiheit“ umbenannt wurde. Jedes Jahr wird dort zu seinen Ehren ein Wettlauf veranstaltet. In Saint-Andiol finden wir ein großartiges Wandgemälde und das Jean-Moulin-Museum. In Salon-de-Provence wurde ebenfalls eine Gedenkstätte für Jean Moulin mit einer Skulptur des Bildhauers Marcel Courbier errichtet.

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